… ein Paket, fast größer als er selbst. Aufgeregt reißt er es auf und zum Vorschein kommt eine Autorennbahn. Noch immer trägt er den albernen Hut, seine Fliege ist mit Kakao vollgekleckert und außerdem muss er dringend auf die Toilette. Während Mama mit ihm „Für Damen“ geht, weil er “Für Herren“ noch nicht kann, bleibe ich bei meiner kleinen Schwester, deren Kopf jetzt als Hutständer herhalten muss. Als er zurückkommt, schnappt er sein Paket, reißt ihr den Hut vom Kopf und will mit seiner Autorennbahn vor allen angeben. Kein Kind interessiert sich dafür, denn sie kann weder Mama sagen, noch krähen und weil das Ding nicht so funktioniert, wie er es sich vorstellt, fängt er fürchterlich an zu flennen. Mama sucht Papas Aufmerksamkeit indem sie ihm Zeichen macht und sogar nach ihm pfeift, aber er reagiert nicht und will vielleicht auch gar nichts hören. Sein Männergespräch mit Bier und Korn ist ihm wichtiger. Mein Onkel, der Mann von Tante Ilse, erbarmt sich der Autorennbahn und spielt den restlichen Nachmittag mit den Kindern. In meinem Paket ist eine Puppe mit dicken, schwarzen Haaren, die zu zwei Zöpfen geflochten sind. Sie trägt ein albernes Dirndlkleid und hat einen Zettel in der Hand auf dem steht „ich heiße Monika“. Blöder geht es wirklich nicht. Ich bin keine Puppenmutti und möchte auch keine sein. Das ist ja noch schlimmer, als der Webrahmen vom letzten Jahr. Selbst meine kleine Schwester will nicht mit dieser Monika spielen. Sie hat einen weichen, knuffigen Teddy in ihrem Päckchen. Aber meine Schwester und ich brauchen keine Puppen, wir haben uns. Wir spielen, dass ich ihre Mutti bin und außerdem finde ich meine kleine Schwester viel schöner, als jede Puppe.
Die Weihnachtsfeier ist zu Ende und zu Hause kommt das befürchtete Donnerwetter. Mama sagt, ich hätte ihr Schande gemacht, weil alle gelacht haben und sie sich meinetwegen jetzt kaum noch unter die Leute trauen kann. Zur Strafe hat sie mir die blöde Puppe weggenommen aber ich bin froh, dass ich Monika auf diese Weise losgeworden bin. Mir macht es nichts aus, dass ich ohne Abendbrot ins Bett geschickt werde, es ist ohnehin schon spät. Mein Bruder darf noch fernsehen.
Meine kleine Schwester schläft schon tief und fest, als ich ins Zimmer komme und bald schlafe auch ich ein. Wir teilen uns ein Zimmer.
Morgen ist Montag und Annegret wird wieder da sein. Mama wird dann wie immer übertrieben süß lächeln, denn anderen Leuten lässt sie …
◄ zurück blättern Beurteilen Sie den Text bitte fair.
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
3681 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!