… Lass uns hineingehen, meine Liebe.“ Miguel kramte brummend in der kleinen Sporttasche, die neben Anitas Koffer die einzigen Utensilien für ihre überhastet angetretene Reise enthielt. „Verdammt, die müssen doch irgendwo sein.“ Anita verdrehte amüsiert die Augen und zwinkerte Sam verschwörerisch zu. Sam fand die Szene geradezu absurd. Sie verhielten sich, als ob sie eine langjährige Familienfreundin in ihr Sommerdomizil einluden. Stattdessen brachten sie eine zweifache Killerin an diesen, Sams Sinne überfordernden, Ort. Endlich hatte Miguel den Schlüssel gefunden und stieß die schwere Eichentür auf. Anita huschte hinein und leise Piepsgeräusche ertönten, als sie den Code zum Entschärfen der Alarmanlage eingab. „So, alles in Ordnung. Wir essen in 30 Minuten. Miguel, zeig Sam das Gästezimmer.“ Sam betrachte ehrfürchtig die große Eingangshalle. So etwas kannte sie nur aus den Hochglanz-Illustrierten, die sie und Jessica sich zusammen ansahen und davon träumten, reich und berühmt zu sein. Der Boden war mit großen schwarzen und weißen Fliesen gekachelt. Vor der breiten, geschwungenen Treppe war in den Boden ein schwarz-weißes Emblem eingelassen. Sam blieb neugierig davor stehen. „Anitas Vorfahren waren adelige Spanier. Das Familienwappen.“ klärte Miguel sie auf und deutete mit der Sporttasche in der Hand auf die Treppe. „Bitte.“ Anita huschte fröhlich nach rechts und rief: „In der Küche, in 30 Minuten.“ Miguel stapfte vor Sam die Treppe hinauf. „Hier ist sie zunächst immer völlig überdreht.“ murmelte er mürrisch durch zusammengebissene Zähne. Sam, die noch immer ziemlich fassungslos war, folgte ihm schweigend. Die Treppe ging im ersten Stock nahtlos in eine lange Galerie mit vier Türen über, von der zwei Gänge in die beiden Flügel abgingen. Miguel wandte sich schweigend nach rechts. Der Gang knickte im rechten Winkel nach vorn ab. Am Ende stieß Miguel eine Tür auf und deutete Sam, vor ihm einzutreten. Zögernd setzte Sam ihre bonbonfarbenen Ballerinas auf einen dicken, cremefarbenen Teppich. Vor ihr erstreckte sich ein gemütliches Wohnzimmer, mit eleganten weißen Ledersofas und apricotfarbenen Sesseln. Schränke aus glänzendem Wurzelholz rundeten das harmonische Bild ab. Miguel glitt an der staunenden Sam vorbei und öffnete die Tür zu einem weiteren Raum. „Dein Schlafzimmer.“ Sam folgte ihm wie in Trance und schlug sich entzückt die Hände vor den Mund. Das Schlafzimmer war in Blautönen gehalten. …

◄ zurück blättern Beurteilen Sie den Text bitte fair.
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
3313 Leser seit 1. Jan. 2025 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!