… Sie streckte ihr Gesicht den warmen Strahlen der Mittagssonne entgegen. Wenn Miguel und Anita abreisten, um die Kinder zu holen, würde sie sich unauffällig aus dem Staub machen. Sie wollte die beiden nicht unnötig mit ihrer Anwesenheit belasten. Mit Sam vor Augen, würden sie die grausamen Erlebnisse ihrer Kinder nie vergessen können. Sie waren quitt. Sam hatte Miguels Bruder getötet und im Gegenzug hatten sie Sam zur Flucht verholfen. Ein sauberer Schnitt würde allen Beteiligten guttun. Außerdem musste Sam sich um die Erfüllung ihres Schwures kümmern. Sam blinzelte ärgerlich, als sie spürte, wie sich ein Schatten vor die Sonne schob. Eben waren doch gar keine Wolken am Himmel gewesen. Miguel stand neben ihr und sah ernst auf sie herab. „Tut mir leid, dass ich euren Streit miterlebt habe.“ stotterte Sam verlegen. Miguel seufzte und setzte sich neben Sam. „So geht das schon seit acht Monaten.“ Er verschränkte die Beine und ließ den Kopf hängen. „Sie achtet peinlich darauf, dass die Kinder nicht mit mir alleine in einem Zimmer sind. Sie erfindet fadenscheinige Ausreden, damit ich die Kinder nicht zu Bett bringen kann.“ Er seufzte. „Sie denkt tatsächlich, ich könnte wie mein Bruder ...“ stockend hielt er inne. Sam war nicht besonders gut darin, Trost zu spenden. Deshalb erwiderte sie hölzern „Das meint sie doch gar nicht so.“ Miguel lachte bitter „Dabei ist mit mir alles in Ordnung. Sie ist diejenige, bei der nicht mehr alles stimmt.“ Sam fühlte sich Anita gegenüber verpflichtet. „Miguel, sie ist Mutter. Sie leidet und ...“ Miguel unterbrach sie heftig. „Weißt du, was sie für dich im Gepäck hat? Einen Auftrag. Denkst du, wir wären nur einfach so nach Kalifornien gereist?“ Laut stieß er die Luft durch die Nase. „Hat sie dir erzählt, wie sie jeden Tag in die Kirche läuft, eine Kerze für dich aufstellt, weil sie denkt, dass Gott dich geschickt hat, um seine Strafe über diejenigen zu bringen, die sich an Kindern vergreifen? Hat sie dir erzählt, dass es deine Bestimmung ist, diese Menschen zu töten und ihre, dir dabei hilfreich zur Seite zu stehen?“ Nach diesem Vortrag fuhr er sich mit allen zehn Fingern durch sein kurzgeschorenes Haar. „Ich bin ein Mann des Gesetzes, kein Mann Gottes. Zu vielen meiner Prinzipien habe ich untreu werden müssen, aber diesen Wahnsinn kann ich nicht unterstützen. Sie steht am Rande eines Abgrundes und ist kurz davor, den nächsten Schritt zu tun. …

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