… auch vorerst an die Regel, Ägypten nicht in die Quere zu kommen. Sie betrachteten aus sicherer Distanz, wie die Grundfesten des Reiches unter einem kranken Pharao zu bröckeln begannen und warteten wie Aasgeier darauf, sich auf ein waidwundes wehrloses Opfer zu stürzen. Solange jedoch der Pharao lebte und vom starken Heerführer Haremhab beschützt wurde, blieb es bei kleineren Grenzscharmützeln. Es war das vierzehnte Regierungsjahr Echnatons angebrochen und seit sich die Anfälle der Krankheit der Götter bei Pharao immer häufiger gezeigt hatten, schien er manchmal sehr geistesabwesend zu sein und kümmerte sich immer weniger um seine Regierungsgeschäfte. Mehr und mehr zog er sich in seinen Glauben zurück und verbrachte Stunde um Stunde allein in den Palastgärten um Hymnen an Aton zu verfassen. Selbst seine einst so geliebte Gemahlin vernachlässigte er zusehends. Nicht nur die Feinde außerhalb des Landes, auch die abgesetzten Priester in und um Theben, die natürlich nach negativen Neuigkeiten lechzten, hörten davon und sahen langsam ihre Zeit gekommen verstärkt zu agieren. Allen Warnungen Haremhabs zum Trotz weigerte sich Echnaton die Grenzscharmützel oder die inländischen Intrigen ernst zu nehmen undregierte weiter friedlich und ohne Gewalt in seiner heiligen Stadt, ohne sich groß um die Politik zu kümmern. Er empfing wohl Abgesandte aus den entfernten Grenzgarnisonen, doch nahm er deren Bitten um Schutz und Verstärkung der Besatzung nicht ernst. Briefe seiner Festungskommandeure blieben oft ungeöffnet liegen oder wurden verlegt, was manchen Leuten gar nicht unpassend erschien. Speziell von Eye und Tutu wurde Echnaton regelrecht vom Rest der Welt abgeschirmt, so daß man den Eindruck haben konnte, es läge gar nicht in ihrem Interesse, wenn Pharao aus seiner Weltabgeschiedenheit zurückkehren würde. Haremhab wußte sich nicht mehr anders zu helfen und sandte, als sozusagen letzte Hoffnung, eine Nachricht an Teje, die energische kämpferische Mutter des Pharao. Vielleicht würden ihre Intelligenz und Vernunft bis zu einem gewissen Grad auch den Pharao beeinflussen.
*
Prompt erhielt Echnaton die Ankündigung des erlauchten Besuchs seiner Mutter. Nefer hielt sich zu dieser Zeit, wie meistens, im Gemach der Königin auf. Sie salbte gerade deren Körper, gemeinsam mit der Amme Tiji, mit duftenden Ölen ein, als im üblichen ungestümen Stil der Pharao in den Raum stürmte. Er zeigte auch …
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