… niemand ohne Genehmigung das Areal betreten konnte. Nefer schlüpfte hinaus und ging über den im Lichte Chons, des Mondgottes, weiß leuchteten Kiesweg. Es war die Zeit des Überschwemmungsgottes Hapi. Der Nil hatte Hochwasser und die Luft war feucht und schwer. Nefer erinnerte sich, einmal eine Abbildung des Gottes Hapi gesehen zu haben. Es war zu ihrer Kinderzeit in Theben, als Echnaton die alten Götter noch geduldet hatte. Hapi wurde als Mann mit einer Lotospflanze auf dem Haupt und weiblichen Brüsten, welche die Fruchtbarkeit symbolisieren sollten, dargestellt. Meist wurde er in seiner Verbindung mit dem Wasser des Nils in grün oder blau abgebildet. Nefer konnte ein Lächeln nicht unterdrücken als sie daran dachte, daß der Pharao in den letzten Jahren sie immer mehr an diese – halb männliche, halb weibliche – Götterdarstellung erinnert hatte. Echnaton hatte mit den Jahren seine schlaksige Figur verloren und an Hüfte und Oberkörper fast feminine Rundungen angenommen. Tränen traten ihr in die Augen, als sie an ihren kranken Herrscher dachte, den sie so lange nicht mehr gesehen hatte. Sie blickte zum dunklen Firmament und seinen leuchtenden Sternen auf, atmete tief den Duft der vielen blühenden Blumen des Gartens ein und zwinkerte trotzig die Tränen weg.
Der Mord und die Gefangennahme
Plötzlich stockte Nefers Fuß. Sie war mit den nackten Zehen gegen etwas Weiches gestoßen. Sie senkte den Blick und preßte sich die Hand auf den Mund, um den Schreizu unterdrücken, der ihr in der Kehle aufstieg. Vor ihren Füßen, von Chons blassem Licht übergossen, lag die Leiche des Arztes Geb. Seine blicklosen Augen schienen sie vorwurfsvoll anzustarren, sein ehemals weißes Gewand war mit Blut besudelt, welches aus einer tiefen Wunde in der Brust gequollen war. Nefer wich rückwärts gehend in den Schutz einiger Oleanderbüsche zurück und sah sich die ganze Zeit wie gehetzt um. Wo war der Mörder? Geb konnte noch nicht lange tot sein. Das Blut war noch frisch und glänzte feucht. Sie hatte sich gerade vollends in den Schatten zurückgezogen, als sie auch schon Schritte und flüsternde Stimmen hörte. Nefer hielt entsetzt die Luft an und lauschte. „Es ging nicht anders, er wollte mich erpressen.“ Nefer versuchte flach weiterzuatmen aus Angst, selbst ihren Lebenshauch könnte man hören. Diese Stimme, Eye .......“Aber mußte es ausgerechnet auf dem Tempelgelände sein? Hier bringen wir die Leiche niemals unbemerkt weg.“ …
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