… doch sehr sauberer und zweckmäßig eingerichteter Raum. Haremhab ließ ihr jedoch kaum Zeit sich umzusehen. Er schob sie hinter einen mit Papyrusschilf bemalten Sichtschutz und befahl ihr, sich umzukleiden. Mürrisch befolgte Nefer seinen Befehl und verschwand hinter dem Paravent. Als sie wieder hervorkam, musterte der General sie unzufrieden. „Nein.“ Murrte er kurz und sah auf Nefers kleinen festen, aber nicht zu übersehenden Busen. Er schien eine Idee zu haben, schnippte mit den Fingern und verließ überstürzt das Zimmer, eine ratlose Nefer zurücklassend. Wenig später kehrte er aber schon wieder zurück und zog triumphierend eine Art Bandage aus seinem Lederwams. „Hier, binde dir das um. Nefer verzog unwillig das Gesicht, fügte sich dann aber doch in das wohl Unvermeidliche. Als sie diesmal hinter dem Paravent hervorkam, nickte ihr Betrachter zufrieden. Vor ihm stand ein junger Mann, in ein schlichtes helles Gewand gekleidet, mit kahl geschorenem Kopf. Zwar war das Gesicht etwas zu fein für einen Jungen, doch im Schatten der Kapuze fiel das nicht auf. Nefer fand nicht viel Zeit zum Nachdenken, denn Haremhab zog sie schon wieder mit sich fort. Während sie die von Sphingen gesäumte Allee entlangschritten, die zum Tempel führte, erklärte er ihr noch: "Ich habe ein Empfehlungsschreiben für dich von einer hochgestellten aber relativ neutralenPersönlichkeit. Die Dame heißt Rapia und ist die verwitwete Gattin eines meiner Truppenführer. Sie hat geschrieben, daß du ihr Neffe bist und dich für den Heilberuf interessierst. Das müßte genügen. Laß dich auf wenig Gespräche ein, dann kannst du nichts falsch machen. Die Ärzte und Priester interessieren sich nicht für eine junge Aushilfe. Es wäre wahrscheinlich sowieso unter ihrer Würde sich mit dir groß zu unterhalten. Hältst du aber Augen und Ohren offen, kannst du bestimmt einiges herausfinden.“ Sie hatten jetzt ihr Ziel erreicht und Haremhab drückte ihr eine versiegelte Papyrusrolle in die Hand. „Weiter kann ich dich nicht begleiten, mich kennt hier jeder.“ Er hatte sich schon halb abgewandt, als er sich ihr ruckartig wieder zukehrte und sich mit der flachen Hand an die Stirn schlug. Mit angespannter Miene griff er sie am Arm und fragte besorgt: „Du kannst doch die Zeichen lesen und schreiben? Sonst fällt die ganze Mission ins Wasser! Es könnte sein, daß du irgendwelche Rezepte oder andere Schriften lesen mußt.“ Hochmütig zog Nefer eine Augenbraue …
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