Beinahe gerettet
Haremhabs Männer hatten Glück. Die Wagen waren ausgeschert, soweit es der Wüstensand erlaubte, um keine Spuren zu übersehen. Haremhab fuhr mal hinter, mal vor, mal neben der Kolonne um den breiten Reiseweg zu sondieren und die Gefahr zu vermeiden, daß Pferde oder Wagen im Sand stecken blieben. Bis jetzt war allerdings alles gut gegangen. Der Heerführer mußte auch darauf achten, in keinen eventuellen Hinterhalt von Tutus Nomaden oder anderen Wüstenbewohnern zu geraten. Meist waren die sandigen Dünen und kleineren Felsansammlungen übersichtlich. Manchmal allerdings durchbrachen rötliche Gesteinsformationen die gelbe Einöde der Wüste mit ihren spitzen Zinnen. Dann schickte Haremhab einen Späher voraus, oder er übernahm es selbst, die Gegend zu prüfen und zu sichern. Wie Haremhab vermutet hatte, hielt sich die Karawane in Richtung Memphis und diese Route war so häufig benutzt, daß die Wege breit und der Sand festgestampft von den vielen Hufen und Füßen war, die ihn begingen. Natürlich wäre die Reise über den Fluß bequemer gewesen, aber das konnte Tutu nicht wagen. Inzwischen konnte er sicher sein, daß er von den Truppen wegen der Ermordung Echnatons gesucht wurde und das Risiko auf dem Fluß kontrolliert und gefaßt zu werden war ungleich höher als das, in der Wüste gefunden zu werden. Auch hatte er wahrscheinlich nicht mit einer so schnellen Entdeckung von Nefers Entführung gerechnet, welche eine Verfolgung forcierte. Schon gegen Mittag des ersten Tages brach unter den vorausgefahrenen Wagenlenkern ein Triumphgeschrei aus. Als Haremhab sich näherte stellte er fest, daß sie den verlassenen Lagerplatz der Karawane entdeckt hatten. Haremhab sprang vom Wagen und folgte dem ihm aufgeregt vorauseilenden Antef. „Aber woher wissen wir, daß es die richtige Karawane ist!“ Rief Antef dem Heerführer zu. Haremhab grinste sein selbstsicheres Grinsen und antwortete ruhig: „Es ist keine andere hier unterwegs.“Antef zweifelte, doch als er Haremhabs Miene erblickte, die der eines Jagdgeparden glich, der sich seiner Beute sicher ist, wurde auch er ruhiger. Haremhab klopfte seinen Männern, welche das Lager entdeckt hatten, auf die Schultern und meinte: „Das war ihr Nachtlager. Wir haben schon einen halben Tag gutgemacht. Wir können sie einholen. Hoffen wir nur, daß sie nicht ins Hinterland abbiegen, sonst kommen wir mit Pferd und Wagen nicht weiter.“ Haremhab …
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
301 Leser seit 1. Jan. 2025 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!