… Als sie wieder an Deck getrieben wurden, hatte man bereits eine Planke zu einem Anlegesteg ausgefahren, über welche die Kinder jetzt gehen mußten. Mehr neugierig als ängstlich sah sich Nefer immer wieder um. Sie befanden sich irgendwo inmitten der riesigen Ansiedlungdie, wie Nefer nun klar war, die Stadt „Theben“ war. Vom Anlegesteg kamen sie über breite Steinstufen und durch ein großes bunt bemaltes Pylonentor auf eine breitere, das Ufer des Nils und den Hafen säumende Straße, dann in ein Gewirr von kleineren und größeren Gässchen. Dicht an dicht standen ein- bis zweistöckige Häuser von deren flachen Dächern neugierig Frauen und Männer Blicke auf die kleine Prozession von Soldaten und Kindern warfen. Nefer stellte fest, daß die Dächer meist wie kleine Gärten angelegt waren und zu einem Aufenthalt direkt einluden. Da sie nur zögernd weiterging, wurde sie von einem der Soldaten grob geschubst, so daß sie beinahe gestürzt wäre. Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht. Ein kleiner runder Platz mitten zwischen den beigefarbenen Häusern, auf dem anscheinend ein größerer Markt stattfand. Nefer blieb stehen und sog tief die duftende Luft in ihre Lungen. Mit geschlossenen Augen versuchte sie, die verschiedenen Gerüche zu sortieren: da waren die Düfte verschiedenster Parfüms, die von den Ständen der Düfte- und Parfümmacher zu ihr herüber wehten. Neugierig blinzelte sie und spähte auf die mit verschiedenen Utensilien hantierenden Frauen, denn von daheim kannte sie kein Duftwasser, nur duftende Öle. Auch Myrrhe nahm sie wahr, deren Duft sie kannte, denn auch in ihrem Land huldigte man damit den Göttern. Es roch auch nach gebratenem Fleisch aus den offenen Garküchen, nach allerlei Gewürzen und – nicht ganz übertüncht von den vielen Wohlgerüchen – nahm Nefer auch den Geruch von Latrinen wahr. Die Kinder wurden an bunten Schmuckständen und anderen Händlern vorbeigeführt und wurden schließlich vor einem großen Podest versammelt.
Die Auktion
Über ein paar Holzstufen wurden sie hinaufbugsiert und Nefer bemerkte, daß immer mehr Leute von den anderen Verkaufsständen neugierig in ihre Richtung strömten. Schnaufend und prustend schubste ein sehr korpulenter Mann die grinsenden Soldaten beiseite und erklomm watschelnd die Stufen zum Podest. Seine faßartige Figur wurde von einem kostbaren weißen Gewand eingehüllt, welches in der Mitte von einem arg strapazierten perlenbesetzten Gürtel zusammengehalten …
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