… Manche von ihren schüttelten Sistren und sangen dazu. Erst dann folgte, auf blumenumwundenen Stangen getragen, der Thron des Herrschers – eingerahmt von seiner berittenen Leibwache, den Kriegern des Aton. Unter Amenophis III, dem Vater des derzeitigen Pharao, war es in Mode gekommen, Pferde auch zu reiten und sie nicht nur vor den Kampfwagenzu spannen. Mehrere Stufen führten zu dem eindrucksvollen Herrschersitz hinauf. Er war aus Gold und Silber gefertigt; seine Armlehnen endeten in juwelenbesetzen Elfenbein-Pantherköpfen und der Baldachin bestand aus einer goldenen Nachbildung der Sonnenscheibe, des Symbols des Aton, deren Strahlen in segnenden und gebenden Händen endeten. Die Straßen wurden vom Volk gesäumt, das abwechselnd hinkniete und mit der Stirn den Boden berührte, dann wieder aufstand und in Hochrufe auf den Pharao ausbrach. Amenophis IV saß steif auf dem Thronsessel, gekrönt von der blauen Doppelkrone Ober- und Unterägyptens. Seine Miene war undurchdringlich, seine – für einen Mann zu vollen – Lippen zu einem abwesenden, nur den jubelnden Menschen geltenden Lächeln verzogen. Seine ernsten Augen erreichte es nicht. Die nachdenklichen Züge, trotz seiner Jugend von tiefen Falten durchzogen, wirkten unzufrieden. Er war erst heute von einem Feldzug gegen die Hethiter zurückgekehrt. Die königliche Gemahlin, Nofretete, begleitete den Triumphzug nicht, da sie Gewalt strikt ablehnte und Amenophis selbst war nur widerwillig mit seinem Heer in diesen Krieg gezogen. Da aber eine seiner Nebenfrauen eine Mitanni-Prinzessin war, hatte er den Hilferuf ihres Vaters nicht mißachten können. Die Hethiter hatten die Grenzen des mitannischen Reiches angegriffen und Amenophis war gezwungen gewesen, sie zurückzutreiben und seinen Verbündeten zu helfen. Es war sein erstes Regierungsjahr und er durfte die Erwartungen des Volkes nicht gleich am Anfang seiner Herrschaft enttäuschen. Auch wenn es sich nur um ein kleineres Grenzscharmützel gehandelt hatte, jubelten ihm die Bürger Thebens begeistert zu. Amenophis aber schwor sich, daß dies sein erster und letzter Feldzug gewesen sein sollte. Er warf einen Blick auf Haremhab und gedachte in Zukunft dem geschickten Kämpfer und Strategen dieses Handwerk zu überlassen. Haremhab, der Oberbefehlshaber seines erfolgreichen Heeres, ritt in schimmerndem Brustharnisch und mit poliertem Lederhelm, die Arme mit breiten Kupfer- und Perlenarmbändern geschmückt, vor der Schar der Leibwächter …
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