… zuerst keinen Laut über die Lippen, dann fragte sie kleinlaut und mit Tränen in den Augen: „Und Pharao?“ Nofretetes Gesicht verschloß sich. „Er bleibt hier.“ Sie versuchte, ihre Gefühle zu verbergen, doch Nefer sah die tiefe Traurigkeit in ihren Augen. „Also hat sie es geschafft.“ Murmelte sie vor sich hin. „Was hast du gesagt?“ Aufmerksam betrachtete die Königin ihr Gesicht, da konnte sich Nefer nicht mehr zurückhalten. Weinend fiel sie vor ihrer Herrin auf die Knie und legte ihre tränennasse Wange auf ihren Schoß. Dann sprudelte die ganze Geschichte von dem zufällig erlauschten Gespräch und ihrer nicht mehr rechtzeitig gekommenen Warnung aus ihr hervor. Erst als sich das Schweigen in die Länge zog, hob sie voller Angst vor der eventuellen Mißbilligung Nofretetes vorsichtig den Kopf und sah zu ihrer grenzenlosen Überraschung, daß die Königin lächelte. Tröstend strich sie der jungen Frau über die weichen Locken und sagte: „Meine kleine Nefer, die du immer glaubst, du könntest alles Schlechte verhindern und die Welt retten. Nicht du bist zu spät gekommen, sondern ich. Ich hätte viel früher merken müssen was vorgeht und hätte dagegen ankämpfen müssen. Pharao hatte sich langsam aber sicher immer mehr von mir entfernt. Nun ist Teje gekommen und hatte leichtes Spiel,mir die Schuld an allem zuzuschieben. Nun ja, irgendeinen Sündenbock braucht man immer.“
*
So war Nefer mit Nofretete, deren Amme Tiji und ein paar Dienern und Dienerinnen in den Palast der Königin übergesiedelt. Anfangs hatte Nefer sich gewundert daß Tiji, die ja schließlich die Gemahlin des Eye war, den Palast Echnatons verließ, um bei Nofretete zu bleiben. Später war ihr allerdings klargeworden, daß die Amme an der Königin wie an einer Tochter hing und diese nie alleine gelassen hätte. Auch besuchte Eye, zu Nefers Mißvergnügen, häufig seine Frau und sie verbrachte auch immer wieder ein paar Tage im Königspalast. Die Töchter der Königsgemahlin und sämtliche Nebenfrauen mit deren Kindern waren natürlich im großen Palast Echnatons geblieben und versuchten sich mit Teje gutzustellen, die sich zwar in ihrem noch immer im Weiterbau begriffenen Palast eingerichtet hatte, aber die meiste Zeit mit Echnaton hofhielt, als wäre sie die Königsgemahlin und nicht seine Mutter. Selbst Mutbenret, Nofretetes Schwester, hatte es vorgezogen zu bleiben. Es gingen Gerüchte, daß die Schöne Schwester …
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