… den Fluß hinab. Ein Gefühl tiefer Hoffnungslosigkeit hatte von ihr Besitz ergriffen. „Wir werden zu spät kommen.“ Sagte sie zu Huya, der seine Verletzung gut überstanden hatte. Finster blickend stand er neben ihr und nickte nur. Am Nachmittag des sechsten Tages, nachdem sie Theben verlassen hatten, kam endlich Achetaton in Sicht. Als sie am Hafen anlegten und das Schiff verließen, fiel ihnen sofort die unheimliche Ruhe auf, die über der Landschaft hing. Am Hafen lagen keine Schiffe vor Anker, die breite Straße, die nach Achetaton hinein führte, war verlassen. Langsam näherten sie sich den leuchtend aufragenden Mauern, die vom abendlichen Schein Atons in ein unwirklich golden schimmerndes Licht getaucht waren. Auch in den Straßen des Arbeiterviertels herrschte auffällig wenig Betrieb und im Palastviertel angelangt herrschte eine Ruhe, als ob Mensch und Tier abwartend die Luft anhielten. Die Soldaten hatten sich als Truppe formiert, angeführt von ihrem Hauptmann Huya. Nefer wurde, was sie selbst verwunderte, in einer hastig gebauten provisorischen Sänfte hinter Huya hergetragen. Sie hatte sich in ein schlichtes weißes Gewand gehüllt und sich auf dem Schiff so gut es ging gewaschen, geschminkt und dann widerwillig die schwarze Perücke aufgesetzt. Es war nur das nötigste vorhanden gewesen; schließlich handelte es sich um eine Militärbarke und nicht um ein Prachtschiff der Königin. Nefer blickte die schimmernden Straßen entlang auf die ihr bekannten Paläste und den Sonnentempel. Als sie diesen passierten und sich Echnatons Palast näherten, schnürte sich ihr vor Angst und Besorgnis das Herz zusammen.
*
Neferhob den Kopf von den Knien und schaute sich kurz verwirrt um. Sie fuhr sich wie erwachend mit der Hand über die Stirn und streifte dabei die bereits gefährlich schief sitzende Perücke von ihrem Haupt. Es dauerte eine Weile, bis sie von der Vergangenheit wieder in die Gegenwart zurückfand. Sie warf einen Blick auf den schlafenden Pharao. Die Wache an der Tür war inzwischen abgelöst worden und Huya, der übernommen hatte, zwinkerte ihr zu. Nefer war sofort nach ihrer Ankunft in der Stadt des Horizonts in den Palast geeilt. Man hatte sie durch die beinahe menschenleeren Gänge geführt und auch sofort zum Pharao vorgelassen, zudem sie sich ja auch noch in Begleitung des Hauptmannes Huya befand. Sie hatte Echnaton in tiefer Bewußtlosigkeit vorgefunden, aus der er erst dieses …
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