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Es war noch dunkel als ich das Krankenhaus verließ. Ich wollte nur noch nach Hause. Nach ein paar Minuten bemerkte ich, dass ich in Richtung Bibliothek gelaufen war. Vielleicht ist er schon da? Immerhin war Neujahr, was für ein guter Zeitpunkt. Also lief ich die paar Straßen weiter und kletterte an der Feuerleiter hoch. Vor etwa drei Jahren, kurz nachdem ich die Jungs kennenlernte, hatte sich ein Mann vom Dach der Bibliothek gestürzt. Er muss Mitte 40 gewesen sein und in der Zeitung stand, dass man keinen Abschiedsbrief gefunden hatte. Er hatte wohl Familie und einen guten Job. Warum also ist er gesprungen? Ist er überhaupt gesprungen? Vielleicht ist er gefallen, konnte sich nirgends festhalten. Wahrscheinlich galt sein letzter Gedanke seiner Familie. Als er begriff, dass er nicht zurück kann, hatte er sie vor seinen Augen und sprach in Gedanken zu ihnen. Oder er war inmitten einer bösen Scheidung. Dann dachte er vielleicht nur an die Kosten, die auf ihn zukommen würden. Damals bin ich das erste Mal auf das Dach gestiegen. Ich wollte wissen, was er wusste, Wollte sehen, was er sah und fühlen, was er fühlte. Die Stadt spannte hohe Netze auf dem Dach, dass man nicht springen könnte. So was sollte schließlich nicht nochmal vorkommen. Hier wohnen nur glückliche Menschen! Ein Netz. Sowas Dummes. Da hätte man gleich ein Schild mit der Aufschrift "Bitte nicht springen" aufstellen können. Als ob ein simples Netz jemanden, der es auch wirklich will, davon abhalten könne. Aber die Leute wussten so, dass etwas unternommen wurde und konnten wieder beruhigt mit gesenktem Blick durch die Straßen gehen und alle anderen ignorieren. Anfangs war es echt anstrengend hochzusteigen. Mit der Zeit bin ich ziemlich schnell geworden.
Oben angekommen schaute ich mich um. Niemand außer mir war da. …
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