"Worüber denken Sie nach?"
"Ach über gar nichts. Nichts besonderes jedenfalls."
"Aha."
Er kam näher und setzte sich neben mich. Er wirkte so vertrauensvoll auf mich. Fast schien es so, als seie es nicht real.
"Ich denke auch immer an nichts. Das ist das beste. So muss man sich wegen nichts sorgen und kann sein Leben genießen."
"Ja genau."
"Und das kann man am besten auf dem Dach des größten Gebäudes der Stadt. Allein. Anstatt mit Freunden zu feiern."
Sein Sarkasmus blieb mir nicht verborgen, aber ich ignorierte ihn.
"Ich hab in meinem Leben genug gefeiert. Ich denke gerade darüber nach, das alles sein zu lassen und mich dem Wunsch meiner Eltern zu beugen."
"Und welcher ist das?"
"Ich sollte auf die Uni gehen und Medizin studieren. Irgendwann hätte ich eine erfolgreiche Ärztin werden sollen."
"Und das war so schlimm, dass Sie sich mit Händen und Füßen gewehrt haben?"
"Nein. Nein war es nicht."
"Wieso haben Sie dann gezögert? Vielleicht war das ja auch Ihr Wunsch und Sie hätten ihn einfach mal laut aussprechen sollen."
"Was hätte das geändert?"
"Er wäre real geworden, für Sie. Sie hätten erkannt, dass der Wunsch Ihrer Eltern auch Ihr Wunsch war."
"Sind Sie sicher? Ich weiß nicht, ob es tatsächlich auch mein Wunsch war."
"Haben Sie es mal laut ausgesprochen?"
"Nein."
"Was macht Sie dann so sicher, dass es nicht so ist?"
"Ich bin nicht sicher. Das habe ich nie gesagt."
"Sie sitzen jede Nacht hier oben, egal ob es regnet oder schneit. Sie sind sich sicher. Sie wissen, welcher Ihr Weg ist. Sie wollen Ihn nur noch nicht gehen."
Er stand auf.
"Wissen Sie, es gibt Menschen, die sehen Dinge, die niemand anderes sieht. Einhörner zum Beispiel."
"Einhörner? Ich verstehe nicht."
"Diese Menschen können auch niemandem erzählen, was sie denken und fühlen und doch sind sie etwas ganz besonderes."
"Weil sie Einhörner sehen?"
"Weil sie daran glauben es zu sehen. Denn dann ist es wirklich. …
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