5
Ich musste wieder an meinen Vater denken, wie er vor mir saß bei unserem letzten Gespräch. Er hat auf mich so klein gewirkt und verletzlich, fast wie ein Kind. Hatte er etwa wirklich Angst vor meiner Mutter? Bat er mich vielleicht um Hilfe und ich hab es in meiner Wut und meinem falschen Stolz nicht gesehen? Aber was er sagte klang nicht danach. Ich verwarf diesen Gedanken wieder. Es würde sich eh nichts ändern. Selbst wenn ich zu diesem dämlichen Weihnachtsessen gefahren wär. Wir hätten alle stumm um den Tisch gesessen und irgendjemand hätte das Eis gebrochen, indem man ein schwachsinniges Thema anschneidet, wie etwa die Renovierung der alten Turnhalle. Das ganze Spektakel hätte für ungefähr 40 Sekunden einer gepflegten Konversation geähnelt und danach hätten wieder alle stumm auf ihren Teller geschaut. Fröhliche Weihnachten!
An Silvester war ich zum ersten Mal high. Danny hatte mir Stoff besorgt. Nicht das was er immer nahm, aber es wirkte ordentlich und ich verfiel in eine Art Trance. Die Bilder verschwammen und es sah aus, als würden die Farben ineinander verlaufen. Die Musik in dem Klub, in dem wir waren wurde dumpfer und langsamer. Ich steuerte einfach nur so durch die Gegend. Rannte gegen alles und jeden und kotzte auf alles und jeden. Mal abgesehen von den ekligen Nebenerscheinungen, fülte ich mich doch ganz leicht, wie eine Feder. Eine Feder, die ganz für sich allein durch einen Raum voller Menschen schwebt. Die nur durch die Bewegungen der anderen ihre Richtung ändert und dabei ihren eigenen Rythmus hat. So fühlte ich mich, wie eine Feder.
Ich torklte durch die Bar und rempelte wahrscheinlich jeden an, der mir im Weg stand und wahrscheinlich auch die, die nicht mal in meiner Nähe waren.
Ein paar Leute pöbelten mich an, aber ich ignorierte sie. Nicht, weil ich mich nicht auf Diskussionen einlassen wollte, sondern weil meine Wahrnehmung immer mehr schwand und ich damit beschäftigt war, mich auf den Beinen zu halten. Ich wusste weder, wo ich war, noch wo ich hinwollte. Was war nochmal für ein Tag? Was machte ich gleich nochmal hier? Mir war egal, wie ich auf die anderen wirkte oder ob mich vielleicht sogar jemand erkannte. Ich suchte verzweifelt den Ausgang und öffnete jede Tür, die ich fand und die sich auch öffenen ließ. …
...war OK - weiter lesen ►
...sollte überarbeitet werden - weiter lesen ►
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
200 Leser seit 1. Jan. 2025 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!