An den Tagen zuvor
von Sandra Hanke1
Ein Friedhof. Wir hätten uns keinen besseren Ort für eine letzte Zusammenkunft aussuchen können. Ein Friedhof. Zugegeben, ruhig ist es hier ja schon und das Wetter hält sich auch ganz gut zum Sonntag. Immerhin haben wir März. Aber ein Friedhof? Ich dachte ja eher an sowas wie ein Café oder den Park. Obwohl, wenn man sich die Grabsteine wegdenkt, dann könnte man schon annehmen, dass wir im Park sind. Ein Friedpark. Ja wir haben uns die Dinge immer so zurecht gedreht, wie sie uns am besten passten. Es ist schon irgendwie komisch. So richtige Freunde waren wir nie. Wir haben nie stundenlag miteinander telefoniert oder Videoabende gemacht, aber irgendwie konnte der eine nicht ohne den anderen. Und es ist auch irgendwie schön zu sehen, dass wirklich alle da sind. Das war ja schließlich nicht immer so. Und heute, wo es darum geht, dass wir zum letzten Mal alle zusammen sein werden, sind wir auch wirklich alle zusammen. Schade, dass wir uns erst auf einem Friedhof treffen mussten, um zu erkennen, dass wir vielleicht doch mal den ein oder anderen Videoabend hätten machen sollen. Stattdessen haben wir uns volllaufen lassen, sind praktisch mit der Nadel im Arm durch die Nacht gerannt und haben aneinander beim Kotzen zugesehen. Die Jungs meinten immer, ich sei zu emotional und würde den ganzen Spaß durch meine Gefühlsduselei kaputt machen. Es ist aber auch verdammt schwer gegen drei Halbstarke zu bestehen. Frauen sind nunmal so. Es gehören eben auch ein paar Gefühle dazu. Auch wenn man sich gerade auf offener Straße am helllichten Tag übergeben hat und weiß, dass das wahrscheinlich noch öfter vorkommen wird, an diesem Tag, in den nächsten Minuten. Und dennoch, jeder von uns hatte einen Traum, wenn auch nur für einen Tag. Jeder von uns hatte einen Wunsch, nur einen einzigen. Aber den schon das halbe Leben lang. Vier junge Menschen, denen die Welt zu Füßen liegen sollte. Ich kann gar nicht genau sagen, was passiert ist. Wir wurden erwachsen, innerhalb von zehn Tagen.
Vielleicht auch elf.
Wobei Mark wahrscheinlich nur neun Tage gebraucht hat. Er war ja schließlich einer von den ganz Harten. Hat sich von nichts erschüttern lassen und immer alles bekommen was er wollte und wie er es wollte. Man wusste nie so recht, ob er einen wirklich mag oder nur die Zeit totschlagen wollte und das nach Möglichkeit nicht allein. Er war immer derjenige, der die Frauen abschleppen wollte, teilweise hat das auch funktioniert, aber wenn wir mal ehrlich sind, am Ende haben die Weiber ihn abgeschleppt. …
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