… Am vordersten Tisch, direkt neben der Bar, saß Henry. Mit einer jungen Frau. Nochmal. Henry mit einer jungen Frau. Ich ging näher ran, auch auf die Gefahr, von den beiden gesehen zu werden. Tatsächlich. War das seine Mutter? Unsinn. Was machte er da? Und wer war sie? Ich sah, wie sie sich unterhielten und immer wieder herzlichst lachten. Sie stießen gemeinsam an, mit Wein. Ich hatte Henry bisher nur Bier und Schnaps trinken sehen. Er hielt das Glas sogar am Stiel. Hatte er sie etwa dafür bezahlt, dass sie mit ihm essen ging? Oder war sie diejenige, mit der er sich um acht treffen wollte und er hatte mich belogen. Ich konnte ihm nicht mal böse sein. Ich war fasziniert, wie viel Spaß die beiden hatten.
"Kann ich Ihnen helfen?"
Erschrocken fuhr ich zusammen. Einer der Kellner hatte mich anscheinend stehen sehen und kam zu mir raus.
"Was, nein danke, ich schaue mich nur um."
"Das sehe ich. Aber wir verkaufen keine Sachen oder Schuhe."
"Ja natürlich, so war das auch nicht gemeint. Ich werde jetzt gehen."
"Ja. Sehr gut."
"Auf wiedersehen."
Der Kellner drehte sich mit rollenden Augen sofort wieder um und ging hinein. Ich hatte ihn also nicht mit meiner Süßes-Mädchen-Nummer überzeugen können. Aber das war auch kein Wunder. Ich sah aus wie eine Kleinkriminelle, die den Gästen aufs Essen schaut und bei einer günstigen Gelegenheit das Restaurant stürmt, um allen die Tagliatelle zu klauen. Ich knöpfte meinen Mantel zu und band meinen Schal richtig fest. Ich hatte ja schließlich ein Ziel. Marks Wohnung. Hoffentlich war er da. Hoffentlich war er nüchtern. Ich hämmerte gegen seine Tür. Laute Musik drang aus seiner Wohnung. Das hieß aber nicht, dass Mark auch wirklich da war. Er ließ öfter mal Licht und Musik an. Oder die Kaffeemaschine oder auch gern mal den Herd. Hoffentlich war er gut versichert. Ich hörte ein Murren von der anderen Seite der Tür. Diese wurde energisch aufgerissen.
"Verdammt, wer ist da? Oh Maya. Was isn los?"
Ich grinste ihn an und ging an ihm vorbei direkt ins Wohnzimmer.
"Ich weiß, wieso du bei mir warst."
Mark stand immer noch an der offenen Tür. Er zündete sich eine Zigarette an.
"Ich versteh nicht."
"Du warst nicht nur bei mir, um dich zu entschuldigen."
"Nein?"
"Nein. Da war nochwas. Und ich bin hier, weil ich mit dir darüber reden möchte."
"Du willst was?"
"Mit dir reden. Und wenns geht im Wohnzimmer und nicht an deiner Wohnungstür."
Er schloss die Tür und setze sich auf sein zugemülltes Sofa. …
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