Ihr Fuß stieß gegen einen herumliegenden Ziegelstein. Sie wäre fast gestolpert, als der Schmerz ihren sowieso schon beinahe tauben linken Fuß traf. Sie schnappte nach Luft und dann musste sie sich eingestehen: „Ich kann nicht mehr, John. Außerdem wird es bald dunkel sein. Wie weit ist es denn noch?“–
Dieser zog die Mundwinkel nach unten. „Ich habe keine Ahnung.“–
Die Antwort klang ehrlicher, als Romy gewollt hatte. „Dann müssen wir uns einen Unterschlupf suchen, bevor es völlig finster ist.“–
John nickte. „Ich denke bereits seit über einer Stunde an nichts anderes. Aber sieh dich doch mal um, wo willst du hier übernachten?“–
Romys Blick schweifte über sie massiven Betonruinen, die schwarzen Fensterlöcher und den ganzen Unrat, der alles verdeckte. Viele Schutt- und Müllberge wurden bereits von spärlicher aber wagemutiger Vegetation zurückerobert, Flechten und Pilze an tropfnassen, rissigen Wandsegmenten. „Du hast ja Recht, aber irgendeinen Unterschlupf müssen wir finden, es sei denn, du willst auf offener Straße kampieren. Wer weiß, was hier so alles in der Dunkelheit herumschleicht?“–
John nickte. „Vielleicht finden wir irgendwo einen Zugang zu einer dieser Ruinen.“ Missmutig stieß er mit dem Fuß in den am Boden verteilten Schutt. Eine Staubwolke stieg auf und wurde vom Wind davongetragen. Ohne ein weiteres Wort ging er weiter. Romy folgte ihm. Die Wegrichtung an den düsteren Straßenkreuzungen wählte er mehr oder weniger zufällig. John hoffte nur, dass wenigstens die Himmelsrichtung in welcher sie unterwegs waren noch stimmte.
In den letzten Minuten hatte die Dunkelheit bedrohlich zugenommen. Romy verfolgte, wie John willkürlich in eine schmale Seitengasse einbog. In dem engen, von sperrigem Müll verstopften Gang war es fast völlig dunkel. Schnell trat sie näher und zupfte an seinem Ärmel. „Muss das wirklich sein, John? Warum gehen wir nicht geradeaus weiter? Ich habe kein gutes Gefühl hier.“–
John sah sie an. „In wenigen Minuten ist es mit Sicherheit stockfinster. Ich glaube, dort hinten gibt es einen Zugang zu einem der Gebäude. Zumindest sah es von vorn so aus.“–
Die Worte sollten Romy beruhigen, doch dieses unheimliche, kribbelnde Gefühl blieb. Vorsichtig stieg sie in dem trüben Dämmerschein über die herumliegenden Kisten. Viele waren zerbrochen …
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