… mehr nicht. Wenigstens aber eine willkommene Abwechslung zum Arbeitsalltag. So ein Ausflug hätte auch schön werden können, mit den richtigen Leuten. Der Auswahlschlüssel für die Teilnehmer war ihm immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Tom hätte jetzt sicher einen lustigen Spruch gebracht. Doch obwohl sein bester Freund in der gleichen Abteilung arbeitete, war er nicht mit von der Partie. Warum? Hatte er sich heraus gemogelt? Lag das an seiner neuen Frauenbekanntschaft? Das mussten sie demnächst mal bei einem ernsten Bier auswerten.
Von der Gruppe kannte Kevin nur wenige und die bestenfalls flüchtig. Vielleicht ging es gerade darum? Teamgeist, fremde Gesichter! Die Erfinder dieser Spielregeln hatten einen Knall. Hier draußen in einer mittelmäßigen Herberge, abgeschnitten von der Außenwelt. „Absteige“ war das bessere Wort. Sie waren doch keine 16 mehr, obwohl sich manche so benahmen.
Die nächste Siedlung etwa fünfzehn Kilometer entfernt. Ernsthaft? Kevin schüttelte den Kopf. So etwas hätte wirklich Spaß gemacht, doch nicht in dieser Gesellschaft. Er hasste Typen, die ihm bei jeder Gelegenheit ihre nicht vorhandenen überlegenen Fähigkeiten unter die Nase rieben. Doch auch diese Woche würde vorüber gehen. Nach dem durchorganisierten Stress des Tages konnte er sich aber erbaulicheres vorstellen, als in solcher Gesellschaft abzuhängen.
Bis zur Dämmerung blieb noch eine Stunde. Also konnte er genauso gut hier am See entlang spazieren, um sich vom Teamgeist zu erholen.
Noch immer war die Hitze des Tages deutlich zu spüren, doch die Sonne näherte sich bereits den Bergspitzen am Horizont. Ihr goldenes Licht spiegelte und glitzerte auf der Wasseroberfläche, in den ufernahen Büschen summten Libellen. Viele hätten jetzt ihr Handy gezückt um diesen wundervollen Anblick festzuhalten. Kevin verbrachte aber schon den ganzen Arbeitstag vor dem Bildschirm. Dafür hatte er seinen Erlebnistresor. Den hatte er immer dabei. Ein kleines, unscheinbares Skizzenbüchlein mit Stift, worin er seine Erlebnisse festhielt. Er zeichnete gern. Das war viel persönlicher und sein kleiner, heimlicher Protest gegen die heutige Schnelllebigkeit.
Kevin warf einen weiteren Stein in flachem Winkel in den See. Doch anstelle des erhofften pitsch – pitsch – pitsch erneut nur ein Platsch. Gab es denn hier keine flachen Steine? Frustriert griff er nach dem nächstbesten, faustgroßen Brocken und warf ihn mit aller zur Verfügung stehenden …
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