… erhob sich ein großer Jubel unter den Leuten – endlich war die Stadt Achetaton perfekt – die Königin hatte sich wieder mit Pharao vereint. Wie von Zauberhand erhoben sich plötzlich Tausende von weißen Tauben, von unsichtbaren Helfern freigelassen, in den von Aton erleuchteten Himmel empor. In staunendem Schweigen folgten die Blicke der Menschen den himmelwärts strebenden Vögeln, während Pharao eine Dankeshymne an Aton anstimmte, um für die Wiedervereinigung mit seiner Königin zu danken. Danach strömte die Menge in den Tempel und auch Nefer wurde von der Menschenmasse mitgerissen. Von draußen hatte Nefer gar nicht gesehen, daß um den Altar in einem sicher fünfzig Fuß breiten Kreis der Fußboden mit einerSchicht von Amenophis` Lieblingsmaterial – Elektrum – überzogen war und der goldene Kreis gleißte und glänzte in allen Tönen, von Rot bis Violett, im Licht der bereits den Horizont berührenden Sonne. Aus einer verborgenen Tür zwischen den Säulen waren nun zehn Priester getreten, allen voran der Hohepriester und politische Ratgeber Pharaos – Eye. Würdevoll in seine Leopardentracht gekleidet und von einem langen, dunkelrot schimmernden Umhang umflossen, führte er die Prozession an. Einige der Priester schwenkten silberne Gefäße mit Weihrauch, andere trugen Blumen und Speiseopfer für den Gott herbei. Mit zum Himmel erhobenen Händen stimmte Amenophis eine weitere selbstgedichtete Hymne zu Ehren Atons an und die Priester fielen in den Gesang mit ein. Amenophis angenehme Stimme übertönte das leise Gemurmel der Menschen und ließ sie vollends verstummen. Er betete in seinem Lied: „Am Morgen bist du aufgekommen im Horizont und leuchtest als Sonne am Tage; du vertreibst die Finsternis und schenkst deine Strahlen. Seit du die Welt gegründet hast, erhebst du sie für deinen Sohn, der aus deinem Leib hervorgegangen ist, der König beider Ägypten, Nefercheprure Uanre, den Sohn des Re, der von Maat lebt, den Herrn der Diademe, Echnaton, groß in seiner Lebenszeit.“ Nefer horchte auf, als sie vernahm, daß Amenophis sich in seiner Hymne Echnaton benannte. Sie hatte schon öfter vernommen, daß der Pharao seinen Namen in einen Aton gefälligeren umwandeln wollte. Echnaton bedeutete: „Der Sonnenscheibe wohlgefällig“. Aber auch seiner Gemahlin tat er Ehre an: auf den immer etwas zerzaust wirkenden Locken trug er heute nicht die Chepresch – die blaue Krone – sondern Nofretete zu Ehren die goldene Uräusschlange, …
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