… Vielleicht war sie ja ein Spätzünder, wie sie ihre Freundinnen ab und zu neckten, oder der Richtige war ihr bis dahin einfach noch nicht über den Weg gelaufen. Letzteres nahm sie eher an, denn bei Kai gab es für sie kein Zögern und keine Unsicherheit über ihre Gefühle. Jedenfalls hatte es nicht lange gedauert und sie waren ein Paar geworden. Viele ihrer Freundinnen beneideten sie um den gutaussehenden Mann, der 5 Jahre älter war als sie. Sie beschloß also, wie meistens wenn sie sich mit Kai traf, sich für den Abend besonders hübsch zu machen und beeilte sich nach hause zu kommen. Ihre Oma erwartet sie bereits am gedeckten Tisch in ihrem gemütlichen kleinen Häuschen, in dem sie aufgewachsen war. Ihre Eltern waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als sie noch ein Kind war und die Mutter ihres Vaters hatte sie zu sich genommen und liebevoll aufgezogen. Ihre Oma war eine jugendlich gebliebene Frau von 60 Jahren. „Na Lena, wie war es heute in der Schule?“ Empfing sie Lena. Ihre blauen Augen blitzten lebhaft und in ihrem schwarzen Haar war noch kaum eine graue Strähne zu sehen. „Wie immer wars, nur besser, weil ich heute mittag nicht mehr hin muß.“ Grinste Lena sie an und setzte sich an den Tisch. Sie stürzte sich auf die Spaghetti Bolognese, denn heute morgen hatte sie ein wenig verschlafen und hatte deswegen das Frühstück ausfallen lassen müssen. Kopfschüttelnd setzte sich ihre Oma zu ihr und begann ebenfalls zu essen. Ähnlichkeit bestand zwischen Lena und ihrer Oma kaum, denn im Gegensatz zu ihrer Oma hatte Lena glattes rotblondes Haar und braune Augen. Nach dem Essen half sie den Tisch abzuräumen und das Geschirr zu spülen, was sie durchaus nicht immer tat. Aber da sie heute mittag ja frei hatte, half sie gerne mit. Später verzog sie sich in ihr Zimmer, legte sich mit einem romantischen Roman aufs Bett und hoffte, daß es bald Abend werden würde und sie Kai wiedersehen konnte.
*
Endlich war es soweit. Lena schaute noch einmal in den Rückspiegel des Autos, um ihr Aussehen zu überprüfen, und war ausnahmsweise zufrieden. Ihre langen Haare schimmerten golden und der Pony fiel fransig bis auf die dunklen Augenbrauen, die sich an der Schläfe leicht nach oben wölbten. Lenas Nase war zwar etwas zu lang, aber die vollen ausdrucksstarken Lippen und die großen braunen Augen glichen das wieder aus. Sie stieg aus dem Auto und ging das letzte Stück zu Fuß. Dann stand sie vor dem Rockkaffee und atmete noch einmal tief durch, bevor sie es betrat. …
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