… bekannt vorkam. Vor dem Portrait stand ein Mann, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Seine dunkelblaue Uniform spannte über seinen gewaltigen Schultern. Über dem Kragen wölbte sich sein Stiernacken, das dunkle Haar trug er militärisch kurz. Der Fahrer stieß Sam auf einen der Stühle und räusperte sich kurz. „Miguel, Sir, wir sind da.“ Miguel fuhr fort, das Portrait anzustarren. Sam starrte auf die blank gescheuerte Platte des Holztisches. In diesem kahlen, von Neonröhren erleuchteten Raum, sollte also ihr Leben enden. Sie nahm sich vor, nicht zu betteln oder zu flehen und wenn sich ihr die Gelegenheit bot, so viele Schläge und Tritte auszuteilen, wie sie nur konnte. Sam sah kurz zu dem Fahrer, der nervös von einem Bein auf das andere trat. Der Mann vor dem Portrait rührte sich immer noch nicht. Das einzige Geräusch kam von der surrenden Neonröhre über Sams Kopf. Plötzlich durchschnitt eine tiefe volle Stimme die Stille. „Lasst uns allein.“ Der Fahrer reagierte sichtlich nervös. „Sir, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“ antwortete er zögernd. Endlich drehte der Mann sich um, Sam schloss deprimiert die Augen. Sie sah die gleichen Gesichtszüge, wie bei Jessicas Peiniger. Das war keine entfernte Verwandtschaft, die beiden mussten Brüder sein. Dieses Exemplar war nicht fett. Trotz seiner Masse wirkte er durchtrainiert. Wieder ertönte die volle Stimme. „Wenn ich deine Meinung hören will, sage ich dir welche. Raus jetzt“. Nach diesen Worten entfernten sich der Fahrer und sein Kollege hastig aus dem Raum. Als die Tür ins Schloss fiel, klang das in Sams Ohren ziemlich endgültig. Sie wappnete sich, weil sie davon ausging, dass er sofort über sie herfallen und sie schlagen würde. Trotzig hob sie den Kopf und sah ihr Gegenüber an. Ihre Blicke trafen sich. Er musterte sie eingehend und setzte sich schließlich auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches. Er verschränkte seine Hände auf der Tischplatte und betrachtete eingehend seine manikürten Fingernägel. Die Stille fühlte sich zäh und schwer an. Wieder sah er Sam direkt in die Augen, sein Blick war durchdringend. Sam rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Der Mann registrierte dies mit einem zufriedenen Lächeln. „Ich will eins wissen, warum?“ Sam sah hinüber zu dem Portrait. „Wer ist das?“ Miguel sah kurz das Bild an. „Das ist mein Vater. Er starb vor zwei Jahren. Er war Polizeichef und Bürgermeister, 18 …
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