… So kam sie nicht ran. Sam zog erneut mit der rechten Hand und brachte die Heckenschere von oben in Position. Der ganze Mann vibrierte und zuckte. Sam sah prüfend nach unten, die Position der Heckenschere stimmte. Aber mit einer Hand konnte sie die beiden Griffe nicht zusammendrücken, sie waren zu weit auseinander. Sam trat ein Stück nach links, schätzte den Winkel ab, legte den unteren Griff der Heckenschere auf seinem rechten Oberschenkel ab und drückte mit ihrer linken Hand den oberen Griff herunter. Der Mann zuckte wie wild auf dem Stuhl und Sam musste ihr Gewicht auf den Griff verlagern. Letztlich wurde ihre Anstrengung mit einem feuchten Reißen belohnt. Mit einem satten „Platsch“ fiel ein Teil seiner Männlichkeit auf den Boden. Sam drehte sich um, die Heckenschere fiel klappernd zu Boden. Sie war mit einem großen Schritt an der Wand, lehnte sich rücklings dagegen und rutschte langsam an ihr herunter, bis sie mit ihrem Hintern auf dem Boden saß. Mit gestreckten Beinen angelte sie ein zerknittertes Päckchen Zigaretten aus ihrer Hosentasche, schüttelte eine Kippe und das Feuerzeug heraus. Mit zitternden Händen zündete sie sich die Zigarette an und inhalierte den Rauch mit geschlossenen Augen tief in ihre Lungen. Sie schmeckte den Geruch nach Eisen auf ihrer Zunge. Es war wirklich eine verdammte Menge Blut in diesem kleinen Raum. Langsam stieß sie den Rauch wieder aus und zwang sich, ihr Werk zu betrachten. Anscheinend hatte sie mit den Scherenspitzen die Hauptschlagader des linken Oberschenkels erwischt. Schwallartig schoss im Rhythmus seines langsamer werdenden Herzschlages das Blut heraus. Um den Stuhl hatte sich eine beträchtliche Lache Blut gebildet. Wie viel Blut befand sich im menschlichen Körper? Fünf Liter?
Von draußen hörte Sam Sirenengeheul, das zunehmend lauter wurde. Anscheinend hatte sie das Küchentuch zu spät eingesetzt. Durch die Schreie musste irgendwer die Polizei alarmiert haben. Sam kicherte hysterisch. Ausgerechnet in einer Gegend, wo sich die Leute einen Dreck umeinander scherten. Ob Jessica wohl auch geschrien hatte? Aber die Schreie einer Frau waren in dieser Gegend keine Seltenheit. Der Mann auf dem Stuhl rührte sich nicht mehr. Von ihrer Position aus war nicht zu erkennen, ob er noch atmete. Wenn sie sich die Menge Blut besah, glaubte sie auch nicht daran.
Sam sah zum Bett. Nur die nackten Fußsohlen von Jessicas Leichnam konnte sie sehen. „Du hattest mehr verdient Liebes, das ging viel zu schnell. …

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