… Und ich musste in zwei Stunden zur Arbeit. Und Chris würde da sein. Nein, Schluss damit. Ist doch egal, ob er da ist oder nicht. Ich habe ja kein Interesse an ihm und deshalb speilt es keine Rolle, wie er mich sieht und ob er es überhaupt tut. Wie sinnlos, sich da irgendwas vorzustellen. Er ist ein Kollege. Allein diese Tatsache wirkt schon extrem abschreckend. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man das Berufliche und das Private wirklich trennen kann. Mag sein, dass es Paare gibt, die das können, aber ich könnte es nicht. Wenn man sich nach der Arbeit streitet und nach der Arbeit ist ja bekanntlich auch vor der Arbeit, dann könnte ich nicht darüber hinwegsehen. Die Situation wäre so. Ein Patient wird gebracht, mit einem offenen Beinbruch. Ich assistiere Chris. Wir heben den Patienten gemeinsam auf das Bett und Chris gibt mir irgendwelche Anweisungen. Sechs Stunden zuvor hatten wir uns allerdings noch gestritten. Meine Reaktion auf seine Anweisungen wäre trotzig, kindisch und dämlich. Aber ich würde nicht nachgeben.
"Sag mir nicht, was ich tun soll."
"Maya bitte, es geht jetzt nicht um uns."
"Es geht immer um uns."
"Hör auf, wir reden später darüber."
"Ich will aber nicht später darüber reden. Überhaupt ist das das Einzige was wir machen, reden. Du willst immer nur reden. Und du glaubst, mir immer und überall Befehle erteilen zu können. Jetzt schon wieder."
"Maya, der Patient braucht unsere Hilfe und ihm zu helfen ist nunmal unser Job, also tu bitte was ich dir sage."
"Das könnte dir so passen."
Dann würde ich ihm gekonnt meine Handschuhe ins Gesicht werfen, mich umdrehen und gehen.
Ich sag ja, trotzig, kindisch und dämlich. Also halte ich an meinem Plan fest, kein Interesse für Chris aufkommen zu lassen. Es ist ja nichts dabei, mal zusammen Kaffee zu trinken oder sich kurz zu unterhalten. Es ist auch nichts dabei, ihm in die Augen zu sehen, ihn anzulächeln und seine Hand zu berühren. Ich kriegs nicht hin. Ich hab Interesse an ihm und wenn ich ihn heut nicht sehe, dann wird es wieder ein schlimmer Tag.
Ich verbrachte noch die nächste Stunde damit, mich einigermaßen zum Menschen zu entwickeln und trank so starken Kaffee, dass man ihn mit Messer und Gabel hätte essen können. Dann verließ ich meine Wohnung.
Wieder war es eine nicht enden wollende Schicht. Eine Mutter war mit ihrem zweijährigen Kind in die Notaufnahme gebracht worden. Das Kind hatte plötzlich aufgehört zu atmen und sie stand weinend neben der Trage und hielt seine Hand. …
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