Tiefdruckgebiet
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… entscheidet sich mein Vater für einen hellblauen Anzug mit alpenländischer Stickerei an den Revers und meine Mutter schlüpft entzückt in ein Dirndl. Nein, wie hübsch! So eines habe ihr schon immer gefallen. Mir will so schnell nichts passen und ich danke dem Herrgott schon für meine träge Verdauung, als die Verkäuferin mit Triumphgeheul aus dem Lager ein Kleid hervorzaubert welches mir tatsächlich passt. So, nun nur noch bezahlen, und als wir strahlend aus dem Laden treten ist mein Vater sicher dass uns jetzt niemand mehr für Touristen sondern für waschechte Tiroler halten wird.
Über die langen Wanderungen in sengender Hitze auf Schotterwegen, immer bergan, in einem Sommerkleid mit   festen Schnürschuhen an den Füßen, ohne Aussicht auf eine Pause, Vater treibt uns beständig voran, und ohne die Länge der Wanderung abschätzen zu können, möchte ich schweigen. Der Ekel vor dem vielen Schweiß und die Wut in meinem Bauch treiben mich die Berge hinauf und wieder hinunter. Immerhin bin ich vierzehn Jahre alt und obwohl nicht sehr eitel, besitze ich doch so etwas wie ein modisches Schamgefühl. In meinem Kleid, verschwitzt, laut schnaufend und mit derbem Schuhwerk an den Füßen ist mir bewusst, dass in diesem Aufzug kein Staat mit mir zu machen ist. Ich hasse meine Eltern für diese Zumutungen.
Eines Morgens nach dem Aufstehen ist Blut in meinem Urin. Ziemlich ratlos wende ich mich an meine Mutter. Von meiner Freundin Betty, die in Erwachsenendingen gut Bescheid weiß, hatte ich schon über diesen Umstand gehört aber ich konnte mir nicht vorstellen dass eine Frau tatsächlich zu bluten anfängt und dachte damals, sie flunkert mich an.  Meine Mutter setzt ein stolzes Lächeln auf und meint:
"Na, dann ist es ja soweit. Alle vier Wochen kommt das wieder. Ich freue mich nicht darüber, es ist recht unangenehm, aber das gehört nun mal zum Frausein dazu."
Fertig!
Nach vierzehn Tagen und etlichen Gipfelkreuzen sind wir endlich wieder zu Hause. Die Vorstellung, mein Leben lang in Sichtweite des Alpenmassivs zu wohnen macht mich langsam sehr nachdenklich und ich fange an, den einst verschmähten Niederrhein zu lieben. Ach, wie lieblich klingt sein Singsang in meinem Ohr, und die Fassaden aus rotem Klinker die bisher abweisend, verschlossen und bedrohlich wirkten, strahlen sie nicht Verlässlichkeit und Schutz aus? Wie konnte ich meine Heimat nur so verleugnen. Meine Freunde, die mir oft zu kleinlich und provinziell waren, erscheinen  …
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