Im fünften Sommer fiel mir auf, dass Oma furchtbar dicke Beine hatte. Über dem Schuh bildete sich ein dicker Wulst und sie war auch nicht mehr so heiter wie sonst. Die Eltern flüsterten miteinander, was sie sonst nicht taten, und erst als Oma wieder abgereist war sprachen sie offen über ihre geschwollenen Beine. Die Oma sei krank, hieß es, und bald darauf lag sie im Krankenhaus. Wir fuhren sie dort besuchen. Das war weit und wir schliefen in ihrer Wohnung. Es war später Herbst und die Wohnung trotz Ofenheizung sehr kalt. Ich fühlte mich überhaupt nicht wohl.
Im Krankenhaus musste Vater der Oma die Beine ins Bett heben, so schwer und dick waren sie. Er sprach mit dem Arzt. Der schüttelte nur den Kopf und meinte man könne ihr nicht helfen, die Medizin wäre dazu noch nicht in der Lage. Im Auto auf dem Heimweg schimpfte Vater über den Quacksalber dem meine Oma ihr Vertrauen geschenkt hatte, denn eins war sicher: wäre sie frühzeitig richtig behandelt worden hätte man eine Niere retten können. Und so starb sie kurz nach Weihnachten. Ich habe sie lange sehr vermisst.
Nun denn, Vater ist ja in Bayern und kommt nur an den Wochenenden nach Hause. Deshalb packen wir drei alles zusammen. Die Kisten stapeln sich in jedem Zimmer und nun wird jedem klar: es ist bald soweit. Nach der langen Zeit der Vorbereitung wollen wir nun endlich umziehen und die neue Heimat kennenlernen. Vater hat extra Urlaub genommen um uns zu helfen. Seine Aufgabe ist es den Keller zu entrümpeln. Alle Schätze seiner Mutter, die er die vielen Jahre im Keller aufbewahrt hat landen nun in der Garage auf einem großen Haufen der entsorgt werden soll. Der Haufen reicht bald bis unter die Garagendecke. Was haben wir bloß alles im Keller gehortet? Die Einrichtung der Kellerbar jedenfalls kommt mit. Sie besteht vor allem aus Mitbringseln seiner Weltreise: dem ausgestopften Alligator aus Neuseeland, dem Bumerang aus Australien, der bunten Lampe aus einem Basar in Afrika die nie richtig leuchten wollte, den Fischernetzen mit den Hummerschalen und Seesternen, der beleuchteten Gondel aus Venedig, dem alten Bullauge, den vielen Postkarten und den Kofferdeckeln mit hunderten Hotelaufklebern drauf aus aller Herren Länder die er an der Zimmerdecke dekorativ aufgehängt hatte.
Manches Stück landet erst in der Garage, dann wieder in einem Umzugskarton. Ein munteres Spiel. Bis Vater energisch das Urteil fällt, egal wie sehr meine Mutter zetert. Das haben wir eigentlich nie so konsequent erlebt. …
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