Als es dunkel wird entschließen wir uns bei der Verwandtschaft in Darmstadt Station zu machen. Sie nehmen uns freudig auf, denn wir sehen uns sehr selten. Nach einem guten Frühstück, versehen mit den besten Wünschen und der Bitte um baldiges Wiedersehen treten wir den Rest der Reise an. Es ist schwül und unsere Stimmung sinkt zusehends je mehr wir uns der neuen Heimat nähern. Schließlich biegen wir in unsere neue Straße ein. Ganz still wird es im Auto als wir beide zum ersten Mal durch viele Reihenhausreihen fahren. Jede ist gleich, nur die Farben unterscheiden sie voneinander. Unsere Reihe ist hellbraun mit einem dicken dunkelbraunen Streifen in Höhe der Geschossdecke. Die Reihe vor unserer ist grün mit dunkelgrünem Streifen. Der Garten ist ein Witz. Vor der Terrasse ein Rasenstück das nur ein Bruchteil der Größe unseres alten Vorgartens hat. Daran schließt sich gleich die rückwärtige Wand unserer Garage an. Zur Straße hin ist eine Thujahecke gepflanzt worden. Die ist so klein dass meine Schwester und ich in den nächsten Wochen aus Langeweile stundenlang über sie drüber hüpfen.
Das Hausinnere ist ein Alptraum. Mutters Küche, gleich rechts, ist ein einziges Durcheinander. Die Wände sind entweder zu kurz oder zu lang oder sonst wie und ihre Küchenmöbel lassen sich nicht sinnvoll zusammenstellen. Schließlich steht überall etwas. Vater flucht, Mutter schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und beginnt zu lamentieren.
"Das ist wie es ist. Für mehr habe ich keine Zeit", faucht mein Vater um den Protest möglichst rasch zu ersticken.
Ich schleiche mich die Stahltreppe mit Holzstufen hinauf in mein Zimmer. Nordseite mit Blick auf die zurückgelassenen Erdhügel der Bauarbeiten. Links eine hohe Mauer die ein Grundstück einfasst. Kein Baum, kein Strauch, kein hübscher Garten mit Blumen. Meine Möbel sind viel dunkler als zu Hause. Fahle, weiße Wände runden die Tristesse ab. Meine Schwester sagt nicht viel zu ihrem Zimmer mit Balkon und Blick auf den "riesigen" Garten und die anderen Häuserreihen. Sie scheint zufrieden.
Das Wohnzimmer ist der furchtbarste Raum. Unsere großzügigen Möbelstücke stehen sich gegenseitig im Weg. In der Essecke hat gerade der Tisch mit vier Stühlen Platz. Wollen wir essen rücken wir die Sessel zur Seite um vorbei zu kommen. Unsere Teppiche liegen halb übereinander und die Wände strahlen in derselben weißen Kälte wie überall im Haus. …
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