Nun steht der Möbelwagen vor der Tür. Zum letzten Mal schließt der Fahrer die Wagenklappe, setzt sich hinter das Steuer und fährt los. Meine Schwester und Vater mit einem Auto gleich hinterher. Sie wollen heute noch bis Bayern kommen. Ich soll, als Vaters Vertretung, mit Mutter fahren und sie stellvertretend beschützen. Es ist heiß. Ich schiebe das Verdeck unseres Käfers nach hinten und winke den Nachbarn, die schüchtern und erwartungsvoll vor ihren Häusern stehen und zurückwinken. Fünfzig Meter weiter, nach der ersten Kurve, beginnt Bayern.
Es ist ein Abenteuer. Mutter und ich schleichen gen Süden über die Autobahn. Der alte Käfer hat Mühe mit den Lastern mitzuhalten. Bergauf werden wir gnadenlos von ihnen überholt, abwärts nutzen wir unsere Chance und versuchen unseren Platz weiter vorne zwischen den Lastern zurückzuerobern. Die Lastwagenfahrer winken uns lachend bei jedem Überholmanöver zu. Die Sonne knallt durch das geöffnete Verdeck und verbrennt meine Schultern. Ich klemme mir Tempos unter die Kleiderträger damit sie meine Haut schützen.
Als es dunkel wird entschließen wir uns bei der Verwandtschaft in Darmstadt Station zu machen. Sie nehmen uns freudig auf, denn wir sehen uns sehr selten. Nach einem guten Frühstück, versehen mit den besten Wünschen und der Bitte um baldiges Wiedersehen treten wir den Rest der Reise an. Es ist schwül und unsere Stimmung sinkt zusehends je mehr wir uns der neuen Heimat nähern. Schließlich biegen wir in unsere neue Straße ein. Ganz still wird es im Auto als wir beide zum ersten Mal durch viele Reihenhausreihen fahren. Jede ist gleich, nur die Farben unterscheiden sie voneinander. Unsere Reihe ist hellbraun mit einem dicken dunkelbraunen Streifen in Höhe der Geschossdecke. Die …
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