Wenn ich nicht einschlafen kann rechne ich mir aus, wann ich der bayerischen Hölle entfliehen könnte. Nehmen wir an, ich machte in vier Jahren Abitur, dann muss ich ungefähr drei Jahre studieren um Grundschullehrerin zu werden. Das hieße ich wäre ungefähr mit zweiundzwanzig Jahren finanziell in der Lage mich alleine durchs Leben zu bringen. Für mich ist klar: du packst sofort nach dem Examen die Koffer und gehst zurück an den Niederrhein, oder sonst wo hin. Es ist egal: bestehst Du in Bayern dann bestehst du überall auf der Welt.
Und wenn ich dann immer noch wach bin dann überlege ich welches durchschnittliche Heiratsalter Frauen haben könnten und lege mich recht willkürlich auf fünfundzwanzig fest. Das bedeutet: Zehn Jahre muss ich noch durchhalten, dann habe ich eine eigene Familie und kann meine Zukunft selber formen. Zehn Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Und wo soll ich einen Mann kennen lernen der mich akzeptiert wie ich bin, eben als Preiß, über meine Rundungen hinweg sieht, meine Sehnsüchte mit mir teilt und auch noch heftig streiten kann ohne davon zu laufen? Ich glaube, den gibt es überhaupt nicht. Sehr entmutigend.
Meine Lehrer sehen glasklar meine Defizite und ich werde bald eine Klasse zurück gestuft. Es ist mir egal. Die Klassenkameraden sind so gut und so schlecht wie die anderen vorher. Standhaft wehre ich mich gegen die Bezeichnung "Preuße". Ich schlage sogar im Lexikon nach und versuche meine Mitschüler zu belehren dass ich mit dem Preußentum so viel zu tun habe wie Weißwurst mit Marmelade. Doch niemand will mich hören. Es ist wie der Kampf gegen Windmühlenflügel: bist du ein "Preiß" dann bleibst du ein Leben lang ein "Preiß".
Sobald ich meinen Mund öffne werde ich zurecht gewiesen:
"Du kannst gar nicht mitreden. Preißn verstehn davon nichts."
Oh, es ist zum Haare raufen. Wie gerne möchte ich mich über die Höhe der Rüstungsausgaben des Bundes echauffieren. Mir fallen tausend sinnvollere Verwendungsmöglichkeiten für das viele Geld ein. Seit einiger Zeit lese ich Zeitung. Nicht nur die Comicseite, nein, vor allem Politik und Wirtschaft. Ich finde die Themen sehr spannend. Das geht uns alle an. Ich will eine mündige Bürgerin sein, kein verwöhntes Mädchen. Mein Herz klopft stark für alle Benachteiligten unserer Gesellschaft. …
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