Es ist ein herrlicher Sommer, warm und wolkenlos, wenn nicht Mutters Tränen, ihre Wut und Verzweiflung, und Vaters Gereiztheit wären. Mutter weint fast täglich. Ihr gefällt es in Bayern überhaupt nicht. Zu meinen Schulproblemen kommt Vaters permanente Abwesenheit. Er ist in der ganzen Welt unterwegs. Am Wochenende will er sich ausruhen und nichts von Mutters Unzufriedenheit hören. Im Grunde bringt er kein Verständnis für sie auf. Es interessiert ihn nicht, ob ihr die Leute muffig und unfreundlich beim Einkauf begegnen, ob der Friseur noch altmodische Dauerwellen macht und ihre Haare ruiniert, ob sie beim Metzger falsch bedient wird weil die Einzelteile eines bayerischen Schweins andere Namen tragen als im Rest Deutschlands oder ob der Umgang mit den Nachbarinnen mühsam ist weil diese nur ans Putzen denken. Er verschanzt sich hinter der örtlichen Tageszeitung und gleich darauf hinter der Frankfurter Allgemeinen die bekanntlich recht umfangreich ist und deshalb besten Schutz gegen Mutters Tiraden bietet. Wenn er sie zur Seite legt ist er gereizt. Am Esstisch beschwert er sich über Computerprotokolle. Auswertungen über die unterschiedlichsten wichtigen Parameter seiner Arbeit erreichen ihn in Form von langen Listen aus einem Computer. Welche Verschwendung! Zentner Papier stapeln sich auf seinem Schreibtisch und eigentlich interessiert ihn nur eine einzige Zahl, die er sich mühsam aus hunderten Daten heraussuchen muss. Der Computer ist sein Feindbild …
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