Mutter packt erneut unsere Habe in Kisten, aber diesmal wieder hoffnungsvoller. Nicht nur das neue Eigenheim gibt ihr Kraft sondern auch die Aussicht auf eine andere Schule für mich. Diesmal grämt sie sich wegen meiner Schwester, die aus irgendeinem Grund auf der Hauptschule bleiben muss. Aber eine neue Umgebung ist wie ein neuer Anfang und vielleicht wird im Westen alles besser.
Ich habe mein altes, dunkles Zimmer gehasst. Trotzdem kann ich mich nicht so richtig über den Umzug freuen, denn mit dem erneuten Schulwechsel in den Westen verliere ich die Freunde mit denen ich den letzten Sommer halbwegs entspannt verbracht habe. Wir sind keine dicken Freunde geworden aber es war besser als alleine zu Hause Klavier zu spielen. Den Westen der Stadt kennen sie nicht und wir alle wissen dass wir uns nicht wiedersehen werden. Niemand spricht davon sich zu besuchen oder zu telefonieren. Beim letzten Treffen sage ich "tschüss" und gehe einfach.
Um meinen Leistungsstand kümmert sich von nun an das neue Gymnasium. Das Direktorat empfahl meinen Eltern das Tagesheim. Schule bis um eins, dann gemeinsames Mittagessen in der Schulkantine, Freizeit bis halb drei und anschließend noch zwei Schulstunden in Kernfächern. Dadurch sollen Hausaufgaben und Prüfungsvorbereitungen entfallen. Was den Schulen nicht alles einfällt um ihre Schüler bis zum bitteren, oder sagen wir lieber zukunftsweisenden, Ende zu motivieren!
Vorsichtig betrete ich an meinem ersten Schultag die Aula einer neugebauten Schule. Der Schülerstrom hinter mir reißt nicht ab. Es ist furchtbar laut und sehr voll. Ich stelle mich in eine Ecke und beobachte die Schüler die in meinem Alter sein könnten. Sie sehen aus wie alle anderen meines Alters und bewegen sich ebenso. Die Kleidung ist lässig, der Gang oft nachlässig, die Haare etwas länger und zerzauster als noch vor ein paar Jahren. Die Schultaschen bestehen aus nato- olivfarbenen Schultertaschen, natürlich mit edding-schwarzem "Peace"-zeichen auf dem Überschlag. Die Jeans haben unten am Bein Schlag und Hemden und Blusen überbieten sich in farbenfrohen Mustern.
Der Gong …
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