Meine Schwester und ich gehen nicht so gerne wandern. Wir spielen lieber mit den Wirtskindern. Die sind zwar jünger aber wir verstehen uns prima. Es wird richtig gespielt, bei Regen Gesellschaftsspiele und dann wieder auf den weiten Wiesen rund um das Haus. Sie nehmen uns mit auf die Bergweiden und wir dürfen die Kühe streicheln. Das macht Spaß aber es fehlt mir der rechte Mut mich entspannt neben das Tier zu stellen und so fallen meine Berührungen zaghaft aus. Vor meinem inneren Auge springen spanische Stiere wütend und gereizt durch eine Arena und versuchen den Torero auf die Hörner zu nehmen. Vielleicht habe ich ein Kleidungsstück oder eine Farbe an mir die aus dem gemächlich widerkäuenden Tier plötzlich eine Bestie werden lässt die sich auf mich stürzt und mich zu Tode trampelt? Die Wirtskinder machen sich über mich lustig. Resi, Zenzi und Blümchen seien doch keine Stiere, nur Milchkühe, und noch niemand habe sie aus der Ruhe bringen können.
Vater besteht auf Familienurlaub. Das bedeutet, dass unsere Freiheiten begrenzt sind. Wir werden möglichst alles gemeinsam unternehmen. Unsere Mundwinkel neigen sich immer mehr dem Boden zu, deshalb wird ein Plan entwickelt der Ärger und Unmut vermeiden helfen soll. Vater lenkt ein und so gehen Vater und Mutter zusammen einige Touren während wir in der Pension bleiben dürfen. Zwei große Bergwanderungen machen wir alle zusammen, und jeweils eine Bergbesteigung macht mein Vater nur mit mir und eine alleine mit meiner Schwester.
Der Tag kommt an dem ich früh morgens geweckt werde, meine festen Schuhe schnüre und hinter Vater auf dem schmalen Pfad erst durch Wald, dann über felsiges Gelände und ein Schneefeld dem Gipfelkreuz entgegen marschiere. Nach meiner anfänglichen Unlust werde ich gesprächiger und es stellt sich die Vertrautheit ein die wir früher zueinander hatten, die aber seit dem Umzug unauffindbar …
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