Tränen steigen auf und tiefe Verzweiflung nimmt von mir Besitz. Vor Schreck finde ich meinen Bus nicht mehr und steige irgendwo ein. Bald verlasse ich den Bus wieder weil er meiner Ansicht nach doch der falsche ist und laufe mehrere Kilometer an einer endlos langen vierspurigen Straße entlang. Heulend komme ich nach Hause. Dort bin ich nicht in der Lage Mutter dieses Erlebnis zu schildern. Ich nuschele etwas von "alles in Ordnung" und verschwinde in meinem Zimmer.
Der Schulalltag beginnt und ich versinke im Chaos. Weder in Mathe noch in Englisch oder Deutsch bin ich annähernd auf dem Stand der Dinge. Meine Noten sind dementsprechend. Mutter wird mehrmals zur Rektorin bestellt. Wenn ich nach diesen Sitzungen nach Hause komme sitzt sie heulend am Tisch. Überhaupt haben bei uns Mutters Tränen das Regiment übernommen. Sie kann sich nicht mit dem neuen Zuhause anfreunden und flüchtet sich in die Zeit vor ihrer Ehe in Norddeutschland. Diese alten Geschichten sind ihr einziger Trost.
Ich weiß nicht was sie meinem Vater erzählt wenn er denn mal da ist. Als Schlusspunkt höre ich nur:
"Sie ist nicht dumm, sie soll sich anstrengen und dann wird sie es schon schaffen."
Ich bemühe mich wirklich, aber es ist keine Hoffnung in Sicht.
Vom Zeichnen eines Kreises mit der Erläuterung des Begriffes "Winkel", meiner letzten Mathestunde in NRW, zur Segmentberechnung eines Kegels führt für mich kein Weg. In Windeseile erlerne ich die Formeln und mathematischen Abkürzungen aber es fehlt einfach an der Anleitung. Nachhilfe steht nicht zur …
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