… Das Foto zeigte Sam in aller Deutlichkeit, dass er die Minikreissäge zu ihrem eigentlichen Zweck benutzte. Er öffnete damit Danielles Schädel. Die nächste Ablichtung - hier ruhten Danielles Haare auf einer umgedrehten Glaskaraffe und Summersby beugte sich über Danielle. Viele kleine Spatel hatte er ihr unter die Kopfhaut geschoben. Auf dem Foto griff Summersby mit beiden Händen die sich an den Rändern von Danielles geöffneten Schädel wellende Haut. „Mein Gott, er zieht ihr die Haut ab.“ flüsterte Sam. Vier Fotos pro Seite. Gnadenlos präsentierten die nächsten Dokumente weitere Schritte von Summersbys perversem Schaffen. Die gehäutete und nicht mehr zu erkennende Gestalt von Danielles Körper. Summersby, wie er Danielles Haut, die über einer Schneiderpuppe hing, mit einer Substanz aus einem bläulichen Eimer einrieb. Sam erinnerte sich an die zahlreichen Gefäße, auf denen Konservierungssalz gestanden hatte. Summersby, wie er elfenbeinfarbene Knochen anbohrte und mit Drähten verband. Angeekelt dachte Sam an die Wanne mit der milchigen Flüssigkeit. Summersby mit einer riesigen Schminkpalette vor Danielles reproduziertem Körper. Sam war sich nicht sicher, ob sie wissen wollte, was sie erwartete, wenn sie die nächste Seite umschlug. Sie hatte es begonnen, also musste sie es auch zu Ende bringen. Sams Magen verkrampfte, als sie das große einzelne Foto betrachtete. Danielle als Ganzkörperaufnahme, gekleidet in einen teuren Designer-Fummel. Fast könnte man meinen, alles wäre mit ihr in Ordnung, wären da nicht die kalten, toten Augen, die aus Danielles hübschem Gesicht starrten. Langsam dämmerte Sam, welche grausamen Werke Summersby in seinem Keller schuf. Ihre Muskeln und Sehnen knackten, als sie sich zitternd umdrehte und ein zwei Schritte nach vorne, zwischen die aufgereihten Mädchen und Jungen trat. Sam fiel auf die Knie und schrie ihr Entsetzen und ihre Verzweiflung gegen den künstlichen Nachthimmel des Gewölbes. Überall um sie herum erscholl eine Kaskade dämonischen Gelächters und hallte laut von den Wänden zurück.
Sam stand in ihrer Zelle und prüfte ihr Gesicht im Spiegel. Langsam zog sie den Lipgloss über ihre Lippen. Bald würde sie in Lapuente Büro sein. Ob sie es schaffen würde, ihn zu töten? Sam war unsicher. Immerhin war ihr erster Mord eine spontane Tat gewesen – ein guter Anwalt hätte wahrscheinlich für Mord im Affekt plädiert – das hier war eine völlig andere Nummer. Ein geplanter Mord, der Sam einen Vorteil – Freiheit – bringen würde. …

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