… “ Sam sah Lola gelassen an. „Ich glaub aber nicht an den Teufel.“ „Oh verlass dich drauf, du wirst an ihn glauben. Du wirst ihn spüren.“ Lola ging weiter. Sam grübelte noch immer über Lolas Worte nach. Was sollte sie spüren und was war eine Weihe? Warum Atibor sie für wichtig hielt, war Sam klar. Falls er sie überprüft hatte – und Sam war sicher, dass er genau das getan hatte – würde er dank Benedicts Computergenie wissen, dass Linda derzeit millionenschwer war. Außerdem würde er wissen, dass Linda mehrere Male in einer psychiatrischen Klinik gewesen war und zwei Selbstmordversuche hinter sich hatte. Leichtes Futter für Atibor. Doch wenn es nach Sam ging, sollte er beim ersten Bissen ersticken. Lola blieb abrupt stehen, so dass Sam beinahe in sie hineingelaufen wäre. „Wir sind da.“ Sam spähte an Lola vorbei und sah eine große Lichtung im Wald, die von zahlreichen kleinen Lichtquellen umrahmt war. Sam vermutete, dass es sich um tönerne Ölgefäße handelte, denn nach verbranntem Holz roch es nicht und eine elektrische Lichtquelle mitten im Wald war unwahrscheinlich. Am Ende des beleuchteten Kreises sah Sam einen riesigen altarähnlichen Aufbau, der komplett mit einem schwarzen Tuch verhüllt war. Außer Lola und ihr war kein Mensch anwesend. Sam schluckte trocken, das gefiel ihr gar nicht. „Wo sind die anderen? Wo ist Atibor?“ „Die anderen begleiten das Opfer. Bei Atibor weiß man nie, ob er einer Weihe beiwohnt.“ Sams Nervenenden begannen zu vibrieren. Das Opfer? Tamara! Und sie stand nackt und ohne Waffen in der Gegend rum. Wenn sie Glück hatte, waren ‚die anderen’ nicht viele Personen, vielleicht nur Frauen, die Sam im Kampf ausschalten konnte. Am besten fing sie mit Lola an. Sam spannte ihre Muskeln. Plötzlich hörte sie lautes Knacken im Unterholz. Lola und Sam sahen beide in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. „Sie sind da.“ Lola trat auf die Lichtung. Eine Gruppe von ca. 20 Frauen und Männern, alle nackt, traten auf die Lichtung. Im Schlepptau einen Widderbock, den sie am Strick führten. Sam sandte ein Stoßgebet zum Himmel – das Tier sollte geopfert werden, nicht Tamara. Nachdem sie sich wieder gefasst hatte, folgte sie Lola und ging auf die Gruppe zu. Die Frauen und Männer musterten Sam neugierig. Immer mehr Personen kamen auf die Lichtung, 20 – 30 – 40 – vielleicht noch mehr. Alle bewegten sich trotz ihrer Nacktheit völlig natürlich, als ob es das Normalste von der Welt sei, spät in der Nacht nackt mitten in einem Wald zu sein. …

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