… Atibor lehnte die angebotene Flasche dankend ab. „Ich bin kein Freund von Tequila.“ „Schade aber auch.“ Sam hielt sich die Flasche wieder an die Lippen und tat so, als ob sie einen weiteren Schluck Tequila trank. Atibor musterte sie zweifelnd. „Wie lange willst du das durchhalten, ohne bewusstlos zu werden?“ „Oh, ich bin ganz gut im Training.“ Ein weiterer Schluck. „Erzähl mir was aus deinem Leben.“ „Was willst du wissen?“ Sam sprach die Ls absichtlich mit schwerer Zunge. Atibor zuckte die Schultern. „Das, was dir wichtig erscheint.“ Sam setzte sich unbeholfen und umständlich auf den Barhocker und achtete darauf, einen Teil des Flascheninhaltes auf dem Boden zu verteilen. Sie kicherte dümmlich. „Ups“ Sie begann Atibor von ihrem konstruierten Leben zu erzählen. Tochter wohlhabender Eltern, ziellos und gelangweilt, immer auf der Suche nach dem besonderen Kick. Sie achtete peinlich genau darauf, die Rolle der zunehmend betrunkeneren Frau, glaubwürdig zu inszenieren. Langsam musste sich Sam etwas wegen des Tequilas überlegen. Das merkwürdige Gefühl in ihrem Kopf war zwar verschwunden und sie trank tatsächlich nur jeden dritten Schluck. Aber sie befürchtete, der nur langsam fallende Pegel in ihrer Flasche würde irgendwann Atibors Aufmerksamkeit erregen oder sie würde sich bis zur Bewusstlosigkeit mit diesem Zeug abschießen. Und noch mal konnte sie die Verschütt-Nummer auch nicht bringen. Atibor stellte Fragen über ihre Interessen, Vorlieben und vor allen Dingen eingehende Fragen, zu ihren Vermögensverhältnissen. Dabei ging er äußerst geschickt vor. Er war ein angenehmer Gesprächspartner, kultiviert und ein Meister des gesprochenen Wortes. Doch auch Sam fand sich in ihrer Rolle immer besser zurecht. Atibor hatte ihr gerade eine Frage über ihren Porsche gestellt, als Sam sich vom Barhocker rutschen ließ. „Isch muss mir mal die Nase pudern.“ Sie schwankte leicht hin und her und hatte den Flaschenhals fest umklammert. „Geh nisch wegg.“ Mit diesen Worten taumelte sie auf eine Tür mit dem Symbol für Frauen. Vor der Tür setzte sie die Flasche erneut an ihre Lippen. Sie stieß die Tür auf und sah sich drei jungen Frauen gegenüber, die Sam überrascht musterten. „Tschuldigung“ lallte Sam und torkelte zu einer der Kabinen. Hinter der geschlossenen Tür hörte sie die Frauen leise tuscheln. Sam öffnete mit einer Hand ihre Hose und setzte sich auf die Keramikschüssel. Während sie pinkelte, goss sie den restlichen Tequila in den Klo. …

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