… Wahrscheinlich Kontaktlinsen, die im Schwarzlicht strahlten. Plötzlich tauchte der Mann vor Sam auf, den sie letzte Nacht auf ihrem Bildschirm gesehen hatte. Er war ganz in schwarz gekleidet. Sein Hemd war bis zum Bauchnabel aufgeknöpft. Auf seiner nackten Brust ruhte eine silberne Kette. An der Kette hingen drei ineinander verschlungene 6en. Mephisto. Er küsste Sam links und rechts auf die Wange. „Du siehst atemberaubend aus.“ Er griff Sams Hand und zog sie unter den interessierten Blicken der anwesenden Gäste an der Theke vorbei. Immer wieder mussten sie ihren Gang unterbrechen, weil schwarz gekleidete Männer und Frauen verschiedenen Alters, die das gleiche silberne Zeichen wie Mephisto um den Hals trugen, sich ihnen in den Weg stellten. Sie küssten Mephistos rechte Hand und pressten sie gegen ihre Stirn, dabei murmelten sie etwas Unverständliches. Nach zahlreichen Unterbrechungen gelangten sie an das Ende der langen Theke. Sams Begleiter half ihr fürsorglich auf den Barhocker. „Was willst du trinken?“ „Was trinkt man denn hier?“ Mephisto schnipste mit den Fingern und sofort näherte sich ein halbnackter Teufel. Sam sah, dass die Barkeeper weiße Lendenschürze trugen, die im Schwarzlicht grellweiß, fast bläulich, leuchteten. Mephisto hielt zwei Finger in die Luft. Der Teufel nickte kurz und entfernte sich. „Was hast du bestellt?“ Weil die Musik ziemlich laut war, beugte sich Jonathan Taylor oder Mephisto oder wie er auch immer hieß, sich nahezu Sams Ohr. Er strich ihre Haare zurück. Seine Lippen berührten beim Sprechen Sams Haut. Es kitzelte, doch Sam wich nicht zurück. „Blood and Sperm“ Sam verzog das Gesicht. „Das ist doch wohl ein Witz?“ „Nein, beides sind Spender des Lebens.“ Als er in Sams schreckgeweitete Augen sah, ertönte wieder sein volles, wohlklingendes Lachen. Sam meinte zu sehen, wie fast alle Gespräche verstummten und die Gäste in seine Richtung sahen. In den Blicken lag Sehnsucht und Ergebenheit, alle himmelten ihn geradezu an. Der Mann verfügte über eine wahnsinnige Präsenz. Sam war gespannt, wie der Anführer auf sie wirken würde. Der Teufel erschien mit den Drinks. Er stellte zwei Whisky-Gläser voll roter Flüssigkeit vor sie, in der träge weiße Fäden schwammen. „Auf dein Wohl, Atibor.“ Der Teufel verbeugte sich tief. Sams Begleiter erwiderte knapp den Gruß. Sam rang um Fassung. Atibor. Was war sie doch für ein Glückskind. Brutus wäre stolz auf sie gewesen, nichts in ihrem Gesicht deutete auf ihre Überraschung hin. …

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