… mit buntgefärbten hauchdünnen Leinenvorhängen verhängt, welche in einer leisen Brise in den Raum wehten. Das eindrucksvollste im ganzen Raum aber war die Frau, welche auf einer goldenen Ruhebank saß, mit einer schlanken beigefarbenen Katze auf dem Schoß. Noch nie hatte Nefer einen so schönen Menschen gesehen. Dementsprechend starrte sie nun auch die Königin mit offenem Munde an. Entgegen der herrschenden Mode hatte die Schöne nicht den Kopf geschoren und miteiner Perücke bedeckt, sondern trug das dichte schwarzglänzende Haar glatt bis auf die Schultern. Der Pony endete über an der Stirne leicht nach oben gebogenen schmalen Brauen und wunderschönen, schrägstehenden, fast schwarzen und sehr sanften Augen. Sie waren mit Kohle schwarz umrandet und die Lider grün bemalt. Die formvollendeten vollen Lippen verzogen sich zu einem leicht amüsierten Lächeln, während sie Nefers Begleiterin einige Fragen stellte. Die Antworten der Frau riefen ein glockenhelles Lachen der schönen Königin hervor, bei dem sie leicht die hübsche gerade Nase krauste. Sie setzte sanft die sich lautstark beschwerende Katze auf den Boden, erhob sich und kam mit gleitenden eleganten Bewegungen auf Nefer zu. Nefer fragte sich, wer sich geschmeidiger bewegte, die sich entfernende Katze, oder die auf sie zuschreitende Frau? Vor dem Kind ging sie in die Hocke und reichte ihr mit aufmunterndem Nicken die Hand. Zögernd griff Nefer zu und das erste Mal, seit ihrer gewaltsamen Entführung aus ihrem Land, fühlte sie eine gewisse Art von Geborgenheit.
Der Umbruch
Das junge Mädchen saß zu Nofretetes Füßen und spielte auf einer Laute. Ihre Stimme klang bittersüß und Nofretete sah von ihrem erhöhten Sitz auf dem Rande eines der ummauerten Teiche des Palastgartens nachdenklich auf sie hinab, während sie eine der Palastkatzen kraulte, die es sich neben ihr auf der sonnenwarmen Mauer bequem gemacht hatte. Die Tiere spürten Nofretetes Zuneigung und erwiderten sie uneingeschränkt. Es war das sechste Regierungsjahr ihres Gemahls Amenophis IV und Nefer war jetzt elf Jahre alt. Sie war schon beinahe eine junge Frau. Ihre großen mandelförmigen Augen hatten etwas nachgedunkelt und waren jetzt bernsteinfarben. Ihre Haut war immer noch relativ hell und die Haare immer noch von dunklem Rot. Die Nase war kurz, aber schmal und nicht breit, wie es der nubischen Rasse gern eigen war. Die Lippen waren voll, aber nicht aufgeworfen, was ebenfalls auf das Erbe ihres …
◄ zurück blättern Beurteilen Sie den Text bitte fair.
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
4 Leser seit 1. Jan. 2025 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!