… der Wand. Darunter stand ein zierlicher Holztisch mit einer Elfenbeinplatte. Auf ihm standen verzierte Kassetten und Tiegel mit, wie Nefer vermutete, Kosmetik und Parfüm. Eine Alabasterschale sowie eine dazu passende Kanne enthielten parfümiertes Wasser. Die Wände waren in Blautönen gehalten und mit bunten Fischen bemalt. Auch der Boden war aus bläulichem Mosaik gelegt und so bekam man fast den Eindruck, sich unter Wasser zu befinden. Eine große Truhe aus demselben hellen Holz wie das Tischchen stand an einer Wand bereit, um ihre Garderobe aufzunehmen und neben dem Bett sowie vor dem Tischchen standen fein geschnitzte zierliche Hocker. Durch einen gerahmten Durchgang erhaschte sie einen Blick auf einen gefließten Baderaum mit Wanneund Abort. Die Sonne schickte ihre bereits warmen Strahlen durch die Bogenfenster und Nefer erkannte, daß man sie wohl ausschlafen lassen hatte, denn nach ihrem Stand mußte es schon auf Mittag zugehen. Sie verließ das bequeme Bett, welches von einem hellblauen Baldachin überspannt und von feinstem, die Fliegen abhaltenden, Leinen umhangen war und ging auf die Truhe an der Wand zu. Die Dienerschaft mußte, während sie geschlafen hatte, aktiv gewesen sein, denn die notwendigsten Kleidungsstücke und Schuhe waren bereits eingeräumt. Sie machte ihre Morgentoilette, umrandete ihre Augen mit Kohle, schlüpfte in ein einfaches Leinengewand und verließ den Raum.
Der unfreiwillige Stadtführer
Etwas hilflos stand sie dann auf dem breiten von Türen gesäumten Gang und sah sich um. Sie hörte Schritte auf dem blanken Boden klappern und als sie sich dem Geräusch zuwandte, erblickte sie ihren Herrn (in Gedanken nannte sie ihn immer noch so). Sie fiel auf die Knie, doch noch bevor sie mit der Stirn den Boden berühren konnte, beugte sich der Pharao nieder, ergriff ihre Hand und zog sie wieder auf die Füße. Nefer konnte ihre Freude ihn zu sehen kaum verbergen und er bemerkte, daß ihre Hand in der seinen zitterte. Mit einem von Sorgen umwölkten Lächeln sagte er zu ihr: „Na, meine kleine Nefer, du scheinst eine der wenigen Personen in meinem Umfeld zu sein, die sich wirklich freut, mich wiederzusehen.“ Verlegen senkte sie den Blick, als sie merkte, daß sie ihn wieder einmal in beinahe unverschämter Weise angestarrt hatte. „Ja, mein Pharao,“ murmelte sie leise. „Ich habe dich wirklich sehr gern.“ Sein Lächeln wurde warm, als er sagte: „Das weiß ich doch, aber sag, wo wolltest du denn …
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