Nefer in Angst
Nefer rollte sich in ihrer Ecke der Tempelruine so klein wie möglich zusammen und hoffte, daß Tutu zuviel von seinem eigenen Wein erwischen würde, den er mit den Nomaden am entfernten Feuer trank, und daß er einfach einschlafen und ihm entfallen möge, was immer er mit ihr vorhatte. Die Nacht war hereingebrochen und Nefer zitterte, was aber weniger an der Kälte der Wüstennacht lag, als an dem Gedanken von Tutu berührt zu werden. Sie blickte durch das fehlende Dach der Ruine auf die funkelnden Sterne und den Mondgott Chons und betete zu Aton und – egal ob sie an diese glaubte oder nicht – allen anderen Göttern die sie kannte, daß sie irgendwie errettet werden würde. Nach einer langen Zeit, in der sie keinen Schlaf gefunden hatte, stand Nefer auf und schaute durch eines der kleinen unregelmäßigen Fenster hinaus in Richtung des Lagerfeuers. Nur noch wenige der Nomaden hielten sich aufrecht. Die meisten waren in seligem Rausch zu Boden geglitten und insüße Träume versunken. Nefer versuchte im Licht des Feuers Tutu unter den noch sitzenden Gestalten zu erkennen und machte unweigerlich einen Schritt vom Fenster weg, als sie sein scharfes Profil erkannte. In diesem Moment wandte er sein Gesicht dem Tempel zu und prostete ihr hämisch grinsend mit der Weinschale zu. Nefer lief in ihre Ecke zurück und stürzte sich weinend auf die grobe Palmwedelmatte. Er konnte sie natürlich vom Feuer aus gar nicht gesehen haben, aber allein die Geste zeigte schon, daß er sie …
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