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Tutu warf immer öfters einen begehrlichen Blick auf die Tempelruine. Er hatte die Nomaden ausgetrickst indem er ihnen den schweren honiggesüßten Dattelwein pur eingeschenkt, seinen eigenen jedoch heimlich immer mit Wasser verdünnt hatte. So kam es, daß nacheinander sämtliche Räuber erschöpft und betrunken umgekippt waren, während er noch hellwach war und nur darauf wartete, daß auch der letzte von ihnen sanft entschlummerte. Es würde nicht mehr lange dauern; nur der Anführer der Karawane ließ sich noch einmal eine Schale mit Wein füllen. Tutu prostete ihm zu und trank sein Gefäß in einem Zug leer. Der Anführer tat es ihm grinsend nach und stellte die leere Schale zum Nachfüllen vor den Asiaten hin. Noch bevor dieser jedoch den Weinschlauch heben konnte, verdrehte der Nomade die Augen und kippte zur Seite. Augenblicke später begann er tief und laut zu schnarchen. Tutu stand eilig auf und warf seine Schale einfach in die Glut des herunterbrennenden Feuers. Er ergriff eine Fackel, entzündete sie und hastete auf die Ruine zu, als könne er nicht mehr erwarten, was ihn hinter den Mauern empfangen würde.
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Nefer schloß einen Moment die Augen; das Licht der Fackel blendete sie. Tutu steckte sie in den Sand, so daß der mauerumstandene Raum in ein rötliches Licht getaucht wurde. Er kniff die Schlitzaugen zusammen und spähte in die düstere Ecke, in der sich Nefer verkrochen hatte. „Nanu, meine Schöne, hast du mich denn nicht erwartet?“ Er näherte sich ihr und leckte sich mit der Zunge über die vollen Lippen, wie in Erwartung einer erlesenen Süßigkeit. „Wir sind jetzt ganz für uns. Alle anderen schlafen; niemand wird uns stören.“ Mit einem lüsternen Ausdruck im schmalenGesicht näherte er sich der zusammengekauerten Gestalt. Er packte sie an den Oberarmen und zog sie auf die Füße. Er war nicht sonderlich groß und sein bösartiger von Verlangen verhangener Blick senkte sich direkt in Nefers panikerfüllte Augen. Er ließ seine Hände von ihren Oberarmen zu ihren Schultern wandern und zog sie mit einem Stöhnen an sich. Sein weindurchdrungener Atem streifte ihre Wange, er preßte sie noch fester an sich, dann senkte er seine Lippen auf die ihren. Nefer machte sich vollkommen steif und preßte …
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