… Brot arbeiten mußte. Manch einer der Freigelassenen hatte vorher als Diener eines hohen Herrn oder einer edlen Dame ein bequemeres und satteres Dasein geführt und daher griff bald die Unzufriedenheit um sich. Die Geschäftsleute schädigte die Zurücksetzung der Götter, da viele von ihnen vom Verkauf kleiner Götterstatuen für den Hausgebrauch, kleiner Schreine für die Götter und von der Veräußerung von Grabbeigaben gelebt hatten. All die Rituale und Opferfeste, zu denen dies benötigt wurde, wurden durch den Kult um Aton vernachlässigt. Amhärtesten aber traf es die Priesterschaft von Theben. Diese gebildeten Männer lebten von den Abgaben an die verschiedenen Tempel in Reichtum und Wohlstand. Sie hatten sich stets ihren Anteil am Gold, an den Speiseopfern und am Wein gesichert und waren dabei faul und verwöhnt geworden. Die Opferbereitschaft der Bürger ließ in Folge des Atonkultes stark nach und wer hatte am meisten darunter zu leiden? Die Priester. Einige von ihnen waren zwar zu den neu erbauten Atontempeln der Stadt abberufen worden – aber die anderen, die befürchten mußten früher oder später ihre Götter ganz aufgeben zu müssen, begannen heimliche Treffen abzuhalten um zu beratschlagen und zu intrigieren. Auch war die Macht selbst derjenigen Priester beschnitten, welche sich jetzt dem Dienst an Aton weihten, da Aton nur indirekt mit ihnen zu tun hatte. Der Einzige, der direkten Kontakt durch Gebete und Opfer zu ihm aufnehmen konnte und durfte, war der Pharao selber. Je mehr Nefer darüber nachdachte, desto besorgter wurde sie. Es war gut daß der König, um eben diesen ewigen Konflikten den Rücken zu kehren, die Stadt Achetaton gebaut hatte. Wenn Nefer an den Umzug nach „Horizont des Aton“ dachte, wurde ihr ganz leicht ums Herz. Dort würde ihr Herr nur noch von seinen Anhängern und den von ihm ausgewählten Gefolgsleuten umgeben sein und es würde endlich Friede herrschen. Nefer hatte den hinteren Eingang erreicht, durch den man von den Gärten aus den Palast betreten konnte. Sie schlüpfte in den Lotussaal. Während sie ihn durchquerte betrachtete sie die in tausend verschiedenen Varianten abgebildeten Blüten, welche Wände und Säulen bedeckten. In Wandnischen standen goldene Statuen, welche Amenophis, Nofretete und andere Mitglieder der königlichen Familie darstellten und dazwischen immer wieder große Vasen mit duftenden Lotusblüten. Hier fanden von Zeit zu Zeit rauschende Feste statt, an denen …
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