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Nefer stand neben Nofretete und fächelte ihr mit dem Fächer Luft zu. Die Königin hob denKopf und lächelte. „Ich kann es kaum erwarten, die heilige Stadt zu erreichen. Bisher hat mich mein Gemahl ja nie zu seinen Besichtigungen mitgenommen; ich habe also keine Ahnung, was mich erwartet. Außer ein paar Karten und Plänen habe ich von Achetaton noch nichts zu Gesicht bekommen.“ Nefer bewunderte die Königin, die immer kühl und schön wirkte, so als ob ihr weder Hitze noch Erschöpfung etwas anhaben könnten, während sie sich verstaubt und verschwitzt fühlte. „Nicht ungeduldig werden, meine Königin,“ meinte Nefer, „Wir sind ja schon vier Tage unterwegs. Lange kann es also nicht mehr dauern.“ Nefer blickte auf das vorüberziehende Ufer und für einen Augenblick erinnerte sie sich an ihre erste, unfreiwillige Reise auf einem Schiff und ein Schauder überlief sie. Papyrusschilf säumte den Fluß und nach einem nicht allzubreiten grünen Uferstreifen begann die heiße gelbe Wüste, nur unterbrochen, von kleineren bizarren Felsen in Grau und Rot und einem weiter entfernten Felsmassiv. Nofretete unterbrach ihre Gedanken indem sie sagte: „Ich weiß, ich sollte mich in Geduld üben. Aber ich vermisse meinen Gemahl...“ hastig fügte sie hinzu: „Und natürlich meine Kinder.“ Noch ehe Nefer, die schon den Mund geöffnet hatte, ihre Meinung kundtun konnte, fuhr die Königin schon fort: „Ich weiß, ich weiß. Er ist nur voraus gereist, um alles für meinen Empfang und Einzug perfekt zu machen ... und doch...“ Nofretete winkte lächelnd ab. „Anscheinend bin ich schon genauso nervös wie meine Katzen.“ Nefer warf einen Blick auf die große Kabine mittschiffs. Ein komfortabler Käfig stand im Schatten hinter dem Eingang und die Palastkatzen, welche die Königin nicht hatte zurücklassen wollen, beschwerten sich hin und wieder lautstark über die unfreiwillige Reise in Gefangenschaft. …
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