… unten oder den Arzt unter den Oleanderbüschen findet, bin ich längst über alle Berge und habe mir bei meinem Verbündeten Aziru meine Belohnung für die Beseitigung Pharaos abgeholt. In dem Echnatons Tod folgenden Chaos durch innere Unruhen und Rebellion wird es für Aziru ein Leichtes sein, sich sämtliche begehrte Grenzstädte anzueignen, ohne daß irgend jemand eingreifen wird. Ägypten wird viel zu sehr damit beschäftigt sein, den inneren Frieden wiederherzustellen.“ Während dieser Worte war Tutu immer näher gerückt und hatte hinter seinem Rücken einen breiten bronzenen Dolch hervorgezogen. Nefer hatte sich aufgerichtet, wie eine Maus vor der Schlange, den Blick immer in Tutus böse Augen versenkt. Fieberhaft überschlugen sich die Gedanken in Nefers Kopf und schließlich blieben ihre Augen, wie auch ihre Gedanken an einem Objekt hängen: Tutus „Rattenschwanz“. Nefer wich an der Wand entlang zurück, bis sie direkt neben ihrem Kopf den Fackelhalter spürte, dann wartete sie. Tutu kam auf sie zu, triumphierend hob er den Dolch, doch noch bevor er ihn niedersausen lassen konnte, hatte Nefer seinen Zopf gepackt, und ihn mit einer eleganten Bewegung um den Halter geschlungen. Durch den Ruck war Tutu vorwärts gestolpert und mit der Wange gegen die Wand geknallt. Nefer wand sich unter seinem unbewaffneten Arm hindurch und war im Dämmerlicht des Gangs verschwunden, noch ehe der fluchende Asiat seinen langen Zopf vom kupfernen Gestell gelöst hatte. Voller Angst raste Nefer den Gang entlang; sie hatte keineAhnung, wo sie war. Sie wußte nur, daß sie sich noch immer auf dem Palastgelände befinden mußte, da Eye und Tutu sie unmöglich unbemerkt herausgeschafft haben konnten. Sie erreichte eine Treppe und hastete keuchend hinauf. Eine Tür! Nefers Panik wuchs, aber sie hatte Glück: die Tür ließ sich problemlos öffnen. Nun erkannte sie auch den breiten Flur wieder. Er war bunt bemalt, doch die leeren Stellen, wo der Gott getilgt worden war zeigte ihr, daß sie auf dem Weg zur großen Halle des Amuntempels war. Dorthin wollte sie; sie wollte das große Tor zur Allee erreichen, wollte nur noch irgendwie das Tempelgelände verlassen. Als sie atemlos durch den großen Saal rannte, sahen ihr einige Priester vorwurfsvoll nach, doch es hielt sie niemand auf. Hilfe wollte sie sich auch nicht erbitten, wie hätte sie schließlich ihre ganze Rolle in dieser Sache erklären sollen? Also rannte sie weiter, riß das Tor auf und stürzte …
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