… Nefer hatte schon beinahe damit gerechnet; die zweite Stimme gehörte Tutu. Eine Weile schwiegen die beiden Männer und Nefer riskierte einen Blick zwischen den Oleanderblättern hindurch. Sie standen nachdenklich vor dem Toten und schienen zu überlegen, was mit ihm zu geschehen hatte. Tutu brach schließlich das Schweigen. „Wir werden ihn hier irgendwo vergraben müssen. Es wird eine Weile dauern, bis man ihn findet und bis dahin sind wir schon längst aus Theben verschwunden. Man wird seinen Tod nicht mit uns in Verbindung bringen.“ Die beiden Männer hoben Geb hoch, einer an den Armen, einer an den Beinen und Nefer zog sich wieder tiefer in die Büsche zurück. Hektisch sah sie sich nach einem Fluchtweg um, denn die Feinde Echnatons kamen genau in ihre Richtung. Anscheinend hatten auch sie erkannt, daß unter den Oleanderbüschen ein optimales Versteck war. Wie eine in die Enge getriebene Katze kroch Nefer auf allen Vieren rückwärts, doch irgendwann blieb ihr nichts anderes übrig, als hochzuschnellen und loszurennen. Sie hörte Geräusche hinter sich, wagte aber nicht sich umzusehen. Unversehens wurde sie an der Hüfte gepackt und schlug der Länge nach auf den Boden. Noch ehe sie schreien konnte, wurde sie auf den Rücken gedreht und eine schmale aber kräftige Hand preßte sich auf ihren Mund. Sie sah mit Entsetzen in die schwarzglänzenden bösartigen Augen Tutus. Er grinste sie an und zischte leise: „Da haben wir ja den Spion im Kapuzenkittel. Schon als du so unvermitteltaus Achetaton verschwunden bist, kam mir das seltsam vor. Als ich dann einen Blick auf den Lauscher in den Gassen von Theben erhaschte, konnte ich mir einiges zusammenreimen – obwohl du einen ganz passablen jungen Mann abgegeben hast, was ich mit Anerkennung zugeben muß.“ Inzwischen war auch ein atemloser Eye aufgetaucht, dessen Gesicht vom eiligen Lauf so hochrot angelaufen war, daß es selbst im blassen Licht Chons zu erkennen war. „Hast du ihn erwischt?“ Keuchte er, blieb dann stehen und warf einen fragenden Blick auf Nefers liegende Gestalt. Tutu kniete auf ihren Armen, so daß sie sich nicht rühren konnte und hielt ihr immer noch den Mund zu. „Erkennst du sie nicht wieder?“ Höhnisch sah er zu Eye auf. Dieser beugte sich tiefer über Nefer und zog überrascht die Luft durch die Nase. „Das ist doch die kleine Freundin von Nofretete. Was treibt die denn hier?“ „Was wohl, spioniert hat sie.“ Tutus Worte trieften vor Hohn. „Wir …
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