… die Regale waren schief und mit unordentlich aufgestapelten Tongefäßen vollgestellt. Einige Tische und klapprige Stühle vervollständigten die Einrichtung. Es gingen mehrere Nebenräume vom Hauptraum ab. Die sich darin abspielenden wollüstigen Szenen wurden von dünnen durchlöcherten Vorhängen nur halb verborgen. Das Gekicher der Freudenmädchen, die von Soldaten, Arbeitern und Schiffern beglückt wurden, war nicht zu überhören. Es war klar, daß es sich bei diesem Etablissement um ein Freudenhaus handelte. Tutu packte Nefers Arm wieder fester; anscheinend war er mit der dicken Nubierin handelseinig geworden. Sie watschelte ihm voraus und zog einen etwas blickdichteren Vorhang zur Seite. Dahinter kam eine steile Holzstiege zum Vorschein. Die Nubierin trat zur Seite und Tutu schob Nefer vor sich her die Treppe hoch. Oben befand sich ein kleines Gelaß mit nur einer Tür und ohne Fenster. Auf dem Boden lag eine aus Palmwedeln geflochtene Matte und in der Ecke, auf einem Schemel, stand eine tönerne Öllampe. Tutu zog Nefer in den Raum und ließ sie kurz los, nur um die Lampe zu entzünden. Nefers Blick schoß sofort zu der offenen Tür und der Treppe, aber unten am Treppenabsatz versperrte mit einem hämischen Grinsen die dicke Dame des Hauses den Weg. Nefer wich an die Wand zurück als Tutu sich ihr näherte; doch er streifte sie nur absichtlich mit seinem Körper und verließ das Zimmer. Sie hörte, wie draußen ein Riegel einrastete und atmete auf. Für den Moment war sie Tutu los. Nefer setzte sich auf die Matte und schrak zusammen, als der Riegel knarrte und die Tür noch einmal aufflog. Es war allerdings nur die dicke Nubierin. Sie brachte einen Teller mit einem undefinierbaren Gericht und ein Tongefäß mit einem dicken Gebräu und stellte beides vor Nefer auf den Boden. Als sie den Raum wieder verlassen hatte, beäugte Nefer mißtrauisch den Tonkrug näher. Sie roch daran und stellte fest, daß es sich um Bier handelte. Es war sogar noch relativ frisch, denn man roch noch das Brot, aus dem das Getränk hergestellt worden war. Da im Lande Kemet das Getreide für Notzeiten aufgespart wurde, durfte nichts verschwendet werden. Daher wurde das Bier aus hart gewordenem Brot hergestellt,das man mit Flüssigkeit und Zucker zum Gären brachte. Nefer aß den eintopfartigen Brei aus Bohnen, Zwiebeln und Geflügel und trank das Bier. Sie hatte ja seit Tagen kaum etwas gegessen und es war ihr nun relativ egal was es war, Hauptsache …
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