… ergreifen. Als sie Schmun erreichten, war die Sonne untergegangen. Nur noch ein breiter roter Streifen über der Wüste, der den Fluß wie flüssiges Feuer aufleuchten ließ verriet, wo Aton den Horizont überschritten hatte. Von den Häusern am anderen Ufer des Nils konnte Nefer nur schwache Umrisse und ein paar erleuchtete Fenster wahrnehmen. Tutu stieg von seinem Kamel und führte es, gefolgt von dem Packtier, am Ufer entlang. Nefer mußte sich immer wieder über das Glück des Mannes wundern. Hatte sie schon gehofft, vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr über den Fluß zu kommen und eine Gelegenheit zu finden um zu fliehen, so hatte sie sich getäuscht. Schon nach wenigen hundert Fuß hatte Tutu eine Bauernkate entdeckt vor der eine kleine Barke vertäut lag. Rücksichtslos klopfte er gegen die alten Bohlen der hölzernen Tür und schon bald stand ein verschlafen wirkender älterer grauhaariger Mann vor ihm im schwach erleuchteten Türrahmen, nur mit einem zerknitterten Schurz bekleidet. Als Tutu ihm jedoch für eine simple Überfahrt die beiden Kamele anbot, wurde dieser hellwach und machte in Rekordgeschwindigkeit das Boot startbereit. Ein letzter rötlicher Dunst hing über der Wüste und den Felsformationen, als Tutu mit seiner Gefangenen die Stadtmauern von Schmun erreichte. Die Wachen waren eben dabei, die Tore zu schließen und ließen die beiden späten Gäste mit Murren, aber ohne Kontrolle ein. Schließlich freuten sie sich auch auf ihren Feierabend in irgendeiner Schenke und mit einem dickflüssigen Bier, welches den Staub der täglichen Arbeit aus den Kehlen spülte. Tutu hatte nur wenig Gepäck zurückbehalten, das er in einem Bündel auf dem Rücken trug. Nefer hatte er am Arm gepackt und zog sie grob hinter sich her. Die flachen sandfarbenen Gebäude der Stadt lagen zumeist schon dunkel vor ihnen. Nur in wenigen Fenstern sah man noch den Schein von Öllampen erglühen. Als sie dem Ortskern näherkamen, wurden die Straßen belebter, die Gebäude größer. Einige Freudenhäuser und Schenken waren hell beleuchtet. Soldaten und Betrunkene gingen ein und aus und Tutu zog Nefer in einen der Eingänge. Während sie sich schaudernd umsah, verhandelteTutu mit einer schwarzhäutigen übergewichtigen Nubierin, die mit Schmuck über und über behangen war. Allerdings trug sie außer dem Schmuck fast nichts am Leibe. Nefer sah einen schäbigen Raum. Die einst geweißten Wände waren vom Rauch der Öllampen grau und schmierig, …
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