...Wieso weihte sie mich nur ein -in etwas derartig Privates ? ...Warum wollte sie mir dieses Bild derart drastisch vermitteln ? Das waren Fragen, die mein dünn dahin plätscherndes Dasein beschäftigten, bevor es von einem Lichtstrahl getroffen werden sollte.
Mein Zuhause wurde nun meine Welt.
Ich wußte, dass ich mich nicht bloß zu gewöhnen hatt an jeden einzelnen Winkel, sondern dass ich dies alles als meine Lebenslandschaft lieben lernen mußte. War es doch der einzige Ort, wo ich mich nach freiem Willen und aus eigener Kraft bewegen konnte.
Auf keinen Fall durfte ich es als Gefängnis ansehen.
Die Türglocke riss mich aus meinen Gedanken, für die ich später viel Zeit haben würde.
Da stand er mit einem Blumenstrauß in der Tür und sah verlegen zu mir herunter.
Langsam und recht behutsam kamen wir uns näher, wir tranken Tee und sprachen von der damaligen Nacht -vom ersten Aufschrecken, von der Ausweglosigkeit, von Angst und Schmerz und von der Rettung. Nicht aber von den Gefühlen drumherum.
Es war eine stille, eine dankerfüllte Feierstunde, die wir unserem Wunder nachsandten, denn wir sahen uns zum ersten Mal -seither.
Als er am Heimgehen war, wurde er plötzlich sachlich, sein Tonfall änderte sich, und es klang mehr als unwirsch, wie er sich so auf meiner Lehne aufstützte, als er sagte : "Ich möchte nicht, dass meine Tochter zu ihnen zieht und sie bis ans Ende ihrer Tage pflegt.
Anna ist noch ein junges Ding und will dies aus einer Art Gewissensberuhigung tun, weil sie annimmt, dass ich bloss dank ihrer Mithilfe gerettet worden bin. Meine Frau und ich treten demnächst eine mehrwöchige Schiffsreise an, und wir haben Anna verboten, in unserer Abwesenheit einen solchen Schritt der Selbstaufopferung zu tun. So -und hiemit habe ich auch ihnen nahe gelegt, von sich aus auf ein derartiges Opfer zu verzichten.
Meine Tochter geht ja sonst an ihrem wahren Leben vorbei. Bitte beherzigen sie das -und denken sie nicht nur an sich.
Also dann -auf Wiedersehen, Kollege. Und alles Gute für die Zukunft".
Im Nachhinein freute ich mich, so gar nicht eingegangen zu sein auf seine letzten Worte.
Ich lernte Minuten schätzen, Stunden und Tageslängen.
Ich begann, mir neue Interessen zu schaffen, ohne mich des gezielten Selbstbetrugs allzu sehr zu schämen.
Ich war auf dem besten Wege, mich in der Zeit zu bescheiden.
Als Anna eines Tages dann doch vor …
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