Als es allmählich zur Gewissheit wurde, dass er nicht bloss durchkommen, sondern völlig wiederhergestellt werden würde, nahm sie mich wieder wahr. Aber sie brauchte mich nur, um jemandem vorführen zu können, wie sehr Vaters Genesungsprozess von ihren Beschwörungen abhängig war. Mit wildem Haar und irrem Blick packte sie mich an den Schultern, schüttelte mich und zischte dabei tonlos : "I c h -ich ganz alleine hab ihn zurückgeholt. Einzig und alleine i c h !" Als er dann nachhause kam, führten sich die beiden auf wie zwei Kinder, die es darauf abgesehen haben, ihre Umwelt zu verärgern. Ja, und diese Umwelt war ich. Und ich konnte gar nicht anders, als ihnen den Gefallen zu machen, ihnen bei ihrem albernen Geturtel zuzuhören.
Ich, ihr einziges Kind, mußte nun all das über mich ergehen lassen, was sie an Versäumtem nachzuholen planten. Und ich war dabei künftighin gänzlich ausgeschlossen." Anna räusperte sich einige Male, so als ob es galt, aufkommende Tränen hinunter zu schlucken. Ihr Gesichtsausdruck schwankte eine Weile zwischen Verlorensein und blankem Hass. Die Backenknochen traten noch stärker hervor, die Lider verengten sich in Abständen.
...Wieso weihte sie mich nur ein -in etwas derartig Privates ? ...Warum wollte sie mir dieses Bild derart drastisch vermitteln ? Das waren Fragen, die mein dünn dahin plätscherndes Dasein beschäftigten, bevor es von einem Lichtstrahl getroffen werden sollte.
Mein Zuhause wurde nun meine Welt.
Ich wußte, dass ich mich nicht bloß zu gewöhnen hatt an jeden einzelnen Winkel, sondern dass ich dies alles als meine Lebenslandschaft lieben lernen mußte. War es doch der einzige Ort, wo ich mich nach freiem Willen und aus eigener Kraft bewegen konnte.
Auf keinen Fall durfte ich es als Gefängnis ansehen.
Die Türglocke riss mich aus meinen Gedanken, für die ich später viel Zeit haben würde.
Da stand er mit einem Blumenstrauß in der Tür und sah verlegen zu mir herunter.
Langsam und recht behutsam kamen wir uns näher, wir tranken Tee und sprachen von der damaligen Nacht -vom ersten Aufschrecken, von der Ausweglosigkeit, von Angst und Schmerz und von der Rettung. Nicht aber von den Gefühlen drumherum.
Es war eine stille, eine dankerfüllte Feierstunde, die wir unserem Wunder nachsandten, denn wir sahen uns zum ersten Mal -seither. …
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