Ich bin vierzehn, er sechzehn. Ich finde es sehr angenehm mit ihm zusammen zu sein und nur zu reden und zu lachen. Seine Haare sind lang und wuschelig wie mein Vater es bei seinem Sohn, wenn er einen hätte, wohl nie erlauben würde. Er macht Musik, nicht Bach und Beethoven wie ich, nein, richtige Rockmusik auf seiner Gitarre. Auf meiner Geburtstagsparty im Partykeller bei schummriger Beleuchtung spielen wir den "Kasatschok" oder "Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehen", übrigens meine erste eigene Schallplatte, aber auf jeden Fall keinen Rock. Die Plattenauswahl der Eltern beschränkt sich auf eine Beatlesplatte, die Vater aus England mitgebracht hat und einer Platte mit australischen Volksliedern, die er während seiner Weltreise in Australien kaufte. Sonst hört er lieber Big Band Musik von James Last. Ein Highlight ist eine Single vom "Babysitterboogie". Bei jedem Abspielen versichern mir meine Eltern, dass ich als Baby genau so gelacht habe wie der kleine Fratz auf der Scheibe.
Für mich selber habe ich seit kurzem Radio Luxemburg entdeckt. Wenn ich Zeit habe, meist nur an Regentagen, sitze ich in meinem neuen Korbstuhl mit einem Strickzeug in der Hand, ich bevorzuge das Stricken von langen Schals, und lausche den Klängen einer für mich neuen Vielfalt.
In der Schule finden wir uns bei jeder Gelegenheit schnell zusammen und singen, auf Tischen und Stuhllehnen sitzend, mehrstimmig den Refrain von "Barbara" oder "Marmor, Stein und Eisen bricht". Im Doppeldeckerbus auf dem Heimweg, wenn wir oben gleich links die Viererbank erwischen, singen wir weiter. Der Chor wird nach jeder Haltestelle dünner weil Sänger aussteigen müssen. Das Singen macht wahnsinnig Spaß. Ich liebe diese Fahrten. Jeden Tag geht das natürlich nicht. Einmal die Woche habe ich Chorprobe und Cellostunde gleich nach der Schule. Mein Cellolehrer ist ein pensionierter Lehrer, der bei sich zu Hause im Mehrfamilienhaus im Esszimmer im blau-grünen Ambiente unterrichtet. Noten muss ich keine kaufen denn ich bekomme seine alten geschenkt. Neben der Schule und Etüdenheften sind das Liederalben mit Operettenmelodien und Volksliedern. Die vergilbten Hefte sind mit Blütenbildern verziert und werden von dunkelrotem, breitem Klebeband zusammengehalten.
Seit dem Eintritt ins Gymnasium war meine Musiklehrerin von meinen musikalischen Fähigkeiten begeistert und setzte mich schon bald für besondere Aufgaben ein. …
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