Lena hastete zum Waschbecken. Ihr weißes T-Shirt zeigte unzählige, dunkelrote verschmierte Flecken. Ihre Beine, ihr ganzer Körper war mit winzigen Blutpunkten bespritzt. Ihr linkes Auge war dunkelblau und geschwollen.
„Um Himmelswillen, was ist denn passiert?“-
Lena versuchte die Flecken mit einem feuchten Papierhandtuch auszuwischen. Ein verzweifeltes, hoffnungsloses Unterfangen. Schließlich sank sie kraftlos und schluchzend zu Boden. Benjamin fing sie auf. Tränen rannen über ihre Wangen. Ihr Feuerrotes Haar fiel zerzaust nach hinten.
„Ich wollte es nicht, Ben! Ich wollte es wirklich nicht!“ Ihre Worte waren kaum zu verstehen. „Es ging alles so schnell. Von irgendwoher kam dieser Stoß. Ich fiel. Riss dabei auch jemanden mit. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie es am Boden zwischen all den tobenden Füßen ist? - So dunkel! Ich schlug um mich, wollte wieder nach oben, um jeden Preis. Andere wurden zu Boden gestoßen. Irgendjemand schlug auf mich ein. Meinen Kopf gegen den harten Boden. Ich biss und trat um mich, bis ich diese beschissene halbvolle Flasche zu fassen bekam.“
Ihr Zeigefinger strich über die kleinen Schnittwunden auf ihrem linken Oberarm. „Oh Gott, ich habe damit zugeschlagen!“-
Ben strich ihr durch das zerzauste Haar. „Was hättest du anderes tun sollen? Das war Notwehr! Du hättest sonst keine Chance gehabt.“-
Ihr Gesicht wirkte unter den unzähligen Blutspritzern fast so bleich wie die weißen Wandfliesen. „Ich habe völlig die Kontrolle verloren! Verstehst du. Völlig!“ Lena brach in Tränen aus, brachte kaum noch ein Wort heraus. „Ich habe zugeschlagen. Doch es langte nicht, als die Flasche zerplatzte. Ich stieß zu, wieder und wieder. Erst später habe ich in einem Lichtblitz gesehen, was der zerbrochene Flaschenstumpf angerichtet hat.“ Sie hustete und hielt sich beide Augen zu.-
„Es war Notwehr, Lena. Das kann dir niemand streitig machen.“ Doch so richtig sicher war sich Benjamin seiner Worte nicht. „Auf alle Fälle müssen wir hier so schnell wie möglich raus.“
Wie, um seine Worte zu untermauern krachte irgendetwas Schweres gegen die Waschraumtür. „Ich gehe da nicht hinaus, vergiss es.“ Lena schniefte, während sie versuchte, sich am Waschbecken hochzuziehen. Sie ließ ihren Handteller voll Wasser laufen, um sich damit das Gesicht zu waschen.
„Komm schon!“-
Verzweifelt …
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