Es war schon fast die Regel, dass Dirk morgens um sieben auf dem Weg zu seinem Büro war. Er war viel beschäftigt und machte seinen Job gut, und auch in der Freizeit beschäftigt er sich viel mit sich selbst. Eigentlich war er pflegeleicht. Als es vorbei war, nahm sie es überraschender Weise recht locker und dachte, dann kommt eben ein neuer Mann und alles wird so weitergehen wie es war. Aber jetzt ging alles ganz anders weiter. Am Anfang all das Neue, jeder Tag war schön, das Gefühl, da ist jemand der will mich, keine Zeit zum Nachdenken und das Wichtigste: auch keinen Grund dazu. Eiskalt, mit voller Wucht und aus dem Hinterhalt meldete sich ihr Teufelchen zurück.
Ganz in Gedanken versunken war Vera ins Wohnzimmer gegangen. Sie sah gewöhnliche Wochenendspuren aber für sie war es Chaos und Joachim schlief immer noch. Zu Dirks Zeiten war dieser Raum auch früh morgens aufgeräumt, nie hinterließ er Unordnung. Er hatte immer gesagt, dass er für klare Gedanken Ordnung brauche. Ein Pedant war er nicht, er liebte nur alles Schöne.
Die Kissen auf den kleinen Sofas waren zerdrückt und zerknautscht, eins war sogar auf den Boden gefallen¸ auf dem Tisch ein benutzter Aschenbecher, eine zusammengeknüllte leere Zigarettenschachtel, zwei leere Bierflaschen, der Öffner, die Flaschenkronen und auch das benutzte Glas. Kalter Zigarettenrauch lag in der Luft, das Fenster nicht geöffnet. Vera wäre es gestern Abend gar nicht in den Sinn gekommen, nach diesen Dingen zu sehen. Es war für sie selbstverständlich, dass alles so war wie früher.
Fassungslos stand sie vor dem Chaos eines schönen Abends. “Das räum’ ich nicht auf, das mach ich nicht, das will ich nicht, das tu ich mir nicht an.” Würde sie aber tun müssen, wer denn, wenn nicht sie. Und gerade jetzt hörte sie Joachim: “Oh Vera mein Schatz, so gut habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Bitte sei so lieb und mach mir ein Frühstück. Vielleicht so drei oder vier Spiegeleier mit viel Speck.” Wäre Vera nicht so diszipliniert gewesen, hätte sie jetzt gesagt, was sie dachte und so dachte sie nur: “Ach Scheiße, kommt jetzt auch nicht mehr darauf an, meine Haare muss ich sowieso waschen...” Innerlich weinte sie, musste es denn gleich so viel Familie pur sein?
Brav und harmoniesüchtig stellt sie sich an den Herd währenddessen Joachim das Haus in Hose und Unterhemd durchwanderte. “Lieber Gott”, dachte sie, “bitte lass es nicht wahr sein”, wobei ihr nicht genau klar war, ob dieses Stossgebet eher Joachims Aufzug oder der Tatsache, dass der Speck fast angebrannt war galt? …
...war OK - weiter lesen ►
...sollte überarbeitet werden - weiter lesen ►
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
1249 Leser seit 1. Jan. 2025 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!